Derzeit geht kein Weg an dem Thema Künstliche Intelligenz vorbei. Wie beurteilen Sie den Trend?
Künstliche Intelligenz und insbesondere GenAI – generative Künstliche Intelligenz – bewegt aktuell die Gesellschaft. Noch nie zuvor hat man bei neuen Technologien ein dermassen hohes Entwicklungstempo beobachtet. KI wird bereichsübergreifend in vielen Unternehmen des Finanzsektors immer präsenter - auch im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden. Die Zunahme von KI-Anwendungsmöglichkeiten im Arbeitsalltag bringt interessante Weiterentwicklungsmöglichkeiten mit sich und stellt eine grosse Chance für Mitarbeitende und Unternehmen zugleich dar. Gleichzeitig wirft der Einsatz von KI im Arbeitsalltag auch neue Fragestellungen auf; Wie sollen Mitarbeitende und Unternehmen neu aufkommenden Risiken rund um KI begegnen? Wie kann ein Unternehmen seine Mitarbeitenden auf die «KI-Reise» mitnehmen? Mit diesen Fragen setzen wir uns auch bei Helvetia auseinander.
Nathalie Lavanchy-Prack ist seit etwas mehr als einem Jahr Head AI Strategy & Projects bei Helvetia. Zuvor arbeitete sie bereits als Data Analyst und Data Scientist für das Versicherungsunternehmen.
Mit welchem Ergebnis?
Helvetia hat sich früh dazu entschieden, auf den Zug aktueller Entwicklungen rund um KI und generativer KI aufzusteigen: Als Early Adopter haben wir frühzeitig auf Cloudtechnologie und die richtigen Partnerschaften gesetzt und sicherten uns somit wichtige Vorteile im Hinblick auf die Nutzung von KI. So konnte Helvetia beispielsweise als erste börsenkotierte Versicherung weltweit GPT-Technologie im direkten Service für Endkunden einsetzen.
Wie nehmen Sie die Mitarbeitenden mit auf die Reise?
Wir haben uns frühzeitig mit Fragen rund um KI im Arbeitsalltag unserer Mitarbeitenden auseinandersetzen müssen: Seit einigen Jahren entwickeln KI-Experten bei Helvetia bereits KI-Anwendungen, wie beispielsweise Produktempfehlungsmodelle zur Unterstützung des Cross- und Upsellings. Mit dem Aufkommen generativer KI wird KI zunehmend zu einem Thema, das nicht einzelnen Experten vorbehalten ist und sein soll. Vielmehr kann und soll KI über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg in den unterschiedlichsten Aufgabenbereichen zum Einsatz kommen. Entsprechend soll es für alle Mitarbeitenden mehr und mehr Wege geben, KI in ihren Arbeitsalltag zu
integrieren.
Aber das bringt auch Herausforderungen mit sich...
Absolut. Trotz innovativem Vorgehen und entsprechend guter Positionierung im Hinblick auf das aktuelle Marktgeschehen rund um KI, ist es auch für Helvetia eine wichtige Aufgabe, schnell und dynamisch auf neue Entwicklungen zu reagieren: Dies wurde einmal mehr deutlich im Jahr 2023, als wir feststellten, dass Mitarbeitende zunehmend öffentlich verfügbare KI-Tools, wie beispielsweise ChatGPT, Chatbot des US-Unternehmens OpenAI, für ihre Arbeitstätigkeiten nutzten. Dieses Verhalten der Mitarbeitenden ist in Zeiten, wo Innovation gefragt ist, natürlich erfreulich. Gleichzeitig hat für eine Versicherung der Schutz ihr anvertrauter Daten höchste Priorität. Auf einmal steht man also vor dieser neuen Herausforderung und fragt sich, wie man Mitarbeitende motiviert und unterstützt, generative KI anzuwenden und gleichzeitig den Schutz der Daten zu gewährleisten?
Und wie haben Sie diese Frage für sich beantwortet?
Antwort auf diese Frage war die Einführung des Helvetia-internen Chatbots «Helvi», der das GPT-Sprachmodell von OpenAI den Mitarbeitenden in einer datenschutzkonformen Umgebung zur Verfügung stellt. Begleitet wird dies durch ein Angebot interner Schulungen und Informationssessions, die individuell auf den Wissensstand unserer Mitarbeitenden abgestimmt sind mit dem Ziel, allen Mitarbeitenden Zugang zu generativer KI zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen solche internen Schulungen und Informationssessions Mitarbeitende über mögliche Risiken rund um KI informieren und zu einem entsprechend verantwortungsvollen Umgang mit KI und generativer KI sensibilisieren. Dadurch können Mitarbeitende generative KI in ihre Arbeitsprozesse einbinden und so im Arbeitsalltag nutzen.
Welchen Nutzen ziehen die Mitarbeitenden daraus?
Die Einsatzmöglichkeiten des Chatbots Helvi sind vielfältig. So kann das Tool eingesetzt werden, um Aufgaben effizienter zu erledigen, die Mitarbeitende als repetitiv oder unkreativ empfinden, wie beispielsweise die Formulierung von Emails, das Zusammenfassen von Texten oder die Erstellung von Übersetzungen. Die Mitarbeitenden haben dabei die Freiheit, selbst zu entscheiden, bei welchen Tätigkeiten sie diese Unterstützung in Anspruch nehmen und wo nicht. Helvetia möchte ihnen hierzu die notwendige Ausgangslage anbieten, um diese Entscheidungen treffen zu können und die neuen Technologien sicher anwenden zu können.