Spontan kommen wohl den meisten Leuten beim Stichwort Smart Home Themen wie intelligente Lüftung oder Beleuchtung, ein Kühlschrank, der mit der Wärmepumpe kommuniziert, oder andere vernetzte Tools und Geräte in den Sinn. Ans Thema Gesundheit im Alter denken die wenigsten.

Nicht so Angela Zeier Röschmann vom Institut für Institut für Risk & Insurance Management der ZHAW. Im Rahmen ihrer Forschung beschäftigen sie und ihr Team sich schon länger mit der Transformation der Risikolandschaft im Smart HOme. «Das Ökosystem Heim bietet aus Versicherungssicht sehr viel Potenzial hinsichtlich Prävention und Risikofinanzierung», erklärt sie die Forschung. «Als Swica mit der Frage auf uns zugekommen ist, welchen Nutzen die zunehmende Digitalisierung des Zuhauses für ältere Personen haben könnte, gab uns dies den Anstoss für die nun vorliegende Studie.»

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Eckdaten zur Studie

Die Studie «Smart Home – ein Ansatz für aktives und gesundes Altern?» untersucht den Nutzen, den Personen ab 60 Jahren in einem Smart Home sehen. Der Fokus richtet sich auf die Anwendungsgebiete Gesundheit, Sicherheit, Komfort und Energie. Dafür sind 798 Personen im Alter zwischen 60 und 90 Jahren in der deutschen und französischen Schweiz befragt worden. Die Fragen wurden auf der Basis von internationaler Fachliteratur und Interviews entwickelt. 

Während die bisherige Forschung den Nutzen von Smart Home als Unterstützung im Krankheits- und Pflegefall untersuchte, wird hier der Fokus auf das Potenzial der Gesundheitsförderung gelegt. Dabei liegt die Orientierung beim von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geprägten AHA-Ansatz des aktiven und gesunden Alterns (active and healthy ageing)

Selbstbestimmtes Leben und Wohnen sind zentral

Schweizerinnen und Schweizer, die heute in den Ruhestand treten, haben noch rund einen Viertel ihres Lebens vor sich. Allerdings klaffen Gesundheit, Lebensstil und Bedürfnisse in dieser Altersgruppe stark auseinander. Während die einen noch berufstätig sind, benötigen die anderen Unterstützung und Pflege. Gemäss Definition der WHO ist Gesundheit im Alter die Fähigkeit, ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. «Was dieses Wohlbefinden ausmacht, ist subjektiv und individuell verschieden», erklärt Eva Blozik, Leiterin Versorgungsforschung bei Swica. «Wir wissen aber, dass es durch Prävention und Gesundheitsförderung positiv beeinflusst werden kann.»

Was Senioren von einem Smart Home erwarten

Die Erwartungen der Seniorinnen und Senioren an ein Smart Home.

Quelle: ZHAW

Die Studienresultate lassen darauf schliessen, dass die Erhöhung der Kontrolle über Bewegungs- und Wohnungsdaten ein Wegbereiter für gesundheitsfördernde und somit präventive Nutzung sein könnte. Gegenwärtig sind rund 25 Prozent der hiesigen Bevölkerung über 60 Jahre alt. Alltag im Alter heisst vielfach «Wohnalltag», wobei das Wohnen gleichzeitig Bedingung für und Ausdruck von Lebensqualität ist. «Die selbstbestimmte Lebensführung und das Wohnen(-Bleiben) in den vertrauten vier Wänden und der bekannten Umgebung geniessen eine sehr hohe Priorität», betont Angela Zeier Röschmann.

Integration von digitalen Angeboten

Je nach Ausgestaltung können Smart-Home-Systeme Trainingsfortschritt und Leistung aufzeigen, Feedback geben und motivieren. Weitergehende Anwendungen umfassen das Monitoring von individuellen, gesundheitsrelevanten Daten wie beispielsweise die Erfassung von Vitaldaten und den virtuellen Austausch mit Fachpersonen oder auch Freunden und Familie. Smart Home kann in vielfältiger Weise zur selbstbestimmten Regulierung und Optimierung der physischen sowie kognitiven Aktivität beitragen. «Insbesondere die Integration von digitalen Angeboten und persönlichen Dienstleistungen erachten wir als zukunftsweisend», so Angela Zeier Röschmann.

Schweizerinnen und Schweizer, die heute in den Ruhestand treten, haben noch rund einen Viertel ihres Lebens vor sich. Allerdings klaffen Gesundheit, Lebensstil und Bedürfnisse in dieser Altersgruppe stark auseinander.

Studie «Smart Home – ein Ansatz für aktives und gesundes Altern?»

Am überraschendsten ist die digitale Affinität und Offenheit der befragten Personen gegenüber Innovation. Die Befragung zeigt, dass das Interesse an Smart Home mit der Technologie-Affinität sowie mit sozialer und physischer Aktivität steigt. «Interessierte Personen wollen die Anwendungen ausprobieren, weil sie sie als sicher und echt nützlich einstufen und sie darüber hinaus auch Spass machen.» 

Smart-Home-Anwendungen im Bereich Gesundheit

  • Digitaler Zugang zu gesundheitsfördernden Informationen und Dienstleistungen
  • Monitoring von Verhalten und Vitaldaten für Prävention und Betreuung
  • Datenaustausch zur Nutzung telemedizinischer Angebote
  • Automatisierte und datengetriebene Unterstützung von Alltagsaufgaben

Aus der Technologie-Akzeptanz-Forschung sei bekannt, dass Benutzerfreundlichkeit und Nutzenerwartung die Akzeptanz prägen. «Soziale und hedonische Faktoren wurden bisher aber noch wenig erforscht.» Der grösste Fehler sei es daher, den Fokus zu stark auf den funktionalen Nutzen zu legen. «Dass ein Smart Home Sicherheit und Komfort verbessert, wird allgemein bestätigt. Auch Bedienungsfreundlichkeit, Support und Datensicherheit werden vorausgesetzt. Begeistern lassen sich künftige Nutzer, wenn ein Smart Home darüber hinaus auch die Neugier weckt, Spass machen und einen gut aussehen lässt.»