Die Schweizerische Nationalbank (SNB) nimmt unter den grossen Notenbanken eine Sonderstellung ein. Anders etwa als die EZB und die US-Notenbank Fed investiert sie nämlich auch in Aktien – und das nicht zu knapp.
Die SNB hält mehr öffentlich handelbare Aktien an Facebook als Firmengründer Mark Zuckerberg. Ihre Beteiligung an dem weltgrössten Onlinenetzwerk von 0,28 Prozent war zuletzt 741 Millionen Dollar wert. Zuckerberg hält noch 0,17 Prozent – kontrolliert die Firma aber weiterhin über eine andere Aktienkategorie.
Immer mehr Aktien
Für die SNB sind die Facebook-Papiere Teil ihres umfangreichen Aktienportfolios, das mittlerweile 127 Milliarden Franken umfasst. Etwa die Hälfte dieser Summe hat die Nationalbank in US-Aktien investiert, wie aus Unterlagen der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht.
Derzeit besteht das 635 Milliarden Franken umfassende Devisenportfolio der SNB zu 20 Prozent aus Aktien – doch der Anteil wächst stetig: 2010 lag er noch bei zehn Prozent, 2015 waren es 17 Prozent.
UBS: «Sinnvoll»
Für viele Analysten ist diese Strategie gut nachvollziehbar: «Das macht für die SNB Sinn, und ich könnte mir vorstellen, dass sie ihren Aktienanteil noch weiter ausbauen», sagte Raiffeisen-Analyst Alexander Koch. UBS-Ökonom Alessandro Bee sieht wenig andere Investitionsmöglichkeiten: «Der Bondmarkt trocknet aus, also wenden sie sich verstärkt den Aktien zu», sagt er.
Die Experten weisen jedoch auch auf die Risiken der steigenden Aktieninvestments hin – etwa durch Wertverluste bei Marktturbulenzen. Im ersten Halbjahr hat das Aktien-Portfolio der SNB 200 Millionen Franken an Wert verloren – obwohl die Notenbank im selben Zeitraum 1,7 Milliarden Franken an Dividenden erhalten hat.
Orientierung an Indizes
Zu den Details ihrer Investitionsstrategie äussert sich die Notenbank nicht. Sie verrät lediglich, dass sie keine Einzelaktien auswählt, sondern sich an der Gewichtung von Firmen in verschiedenen Börsenindizes orientiert. Verwaltet wird das Portfolio von einem eigenen Team bei der SNB – unterstützt durch externe Asset Manager. Bei Abstimmungen verhält sich die SNB vornehmlich wie ein passiver Investor: Erst seit vergangenem Jahr stimmt sie bei Generalversammlungen über einen Vertreter ab – etwa bei Entscheidungen zu Managergehältern oder Firmenstrukturen.
Wie andere Zentralbanken auch, versucht die SNB die Landeswährung zu schwächen, um damit Schweizer Waren im Ausland günstiger zu machen und so die Exporte und die Wirtschaft anzukurbeln. Um das zu erreichen, verkaufen die Währungshüter Franken und kaufen Aktien und Anleihen in Euro, Dollar, oder anderen Währungen.
(sda/ise/me)