Die Kursausschläge von Dollar, Pfund und Euro treiben Aktienanlegern immer mehr Sorgenfalten auf die Stirn. Währungsschwankungen könnten Gewinne schnell zunichtemachen, warnt Finanzmarkt-Experte Mark Richards von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan. Daher greifen Investoren wieder verstärkt zu börsennotierten Fonds (ETFs) mit eingebautem Fallschirm.

Nachdem sie aus dieser Anlageklasse im vergangenen Jahr zwischen Januar und Juli noch 9,1 Milliarden Dollar abgezogen hatten, pumpten sie 2017 in dem Zeitraum 17 Milliarden Dollar hinein. «Dieser Trend wird in den kommenden Monaten anhalten», sagt Simone Rosti, Chef des ETF-Vertriebs bei der Bank UBS. Insgesamt sind 127 Milliarden Dollar in sogenannte Hedged ETFs angelegt. Im Vergleich zum 3,3 Billionen Dollar schweren Gesamtmarkt börsennotierter Aktienfonds ist der Anteil dieser relativ neuen Produkte aber immer noch sehr gering. Einen ersten Boom hatte es bei Fonds mit Wechselkursabsicherung bereits im Jahr 2015 gegeben.

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Niedrige Gebühren

Bei ETFs handelt es sich um Aktienfonds, die einen Index wie den SMI eins zu eins abbilden. Das bedeutet, dass der Fonds stets die in dem Index notierten Aktien abhängig von der Gewichtung kauft oder verkauft. Dadurch sind die Gebühren deutlich niedriger als bei aktiven Fonds, wo Manager über jeden Wert einzeln entscheiden.

Zur Absicherung gegen Wechselkursschwankungen werden üblicherweise Terminkontrakte auf die Währung des jeweiligen Landes gekauft. Diese Futures werden dann nach ihrem Ablauf in neue Papiere umgeschichtet.

US-Fed verkleinert die Bilanz

Jeremy Schwartz, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Wisdom Tree, rät vor allem US-Anlegern, sich künftig gegen eine Aufwertung des Dollar abzusichern. Seit Jahresbeginn hat der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, rund zehn Prozent verloren. Börsianer gehen davon aus, dass er seine Talsohle erreicht hat, weil die US-Notenbank bereits mit Zinserhöhungen begonnen hat und den Abbau ihrer billionenschweren Wertpapierbestände ins Visier nimmt, während die anderen grossen Notenbanken davon noch weit entfernt sind.

ETFs mit Absicherung speziell gegen Dollar-Schwankungen sind wieder stark gefragt. Zwischen Januar und Juli kauften Anleger für 5,9 Milliarden Dollar solche Finanzprodukte. Im gesamten Vorjahr waren es lediglich 5,3 Milliarden Dollar. Dabei sind US-Investoren bislang auch ohne Zusatzschutz gut gefahren. Denn dank der Schwäche des «Greenback» stieg der Index MSCI Europe in Dollar gerechnet seit dem Jahreswechsel um 16 Prozent. In Euro beläuft sich das Plus auf gerade einmal 5,5 Prozent.

Nachwirkungen des Brexit-Schocks

Aber auch gegen eine Abwertung des Euro, der in den vergangenen Monaten rund 14 Prozent zugelegt hat, wollen sich immer mehr Investoren wappnen. Seit Jahresbeginn flossen 1,3 Milliarden Dollar in ETFs, die dies versprechen. In unsicheren Zeiten springt die Nachfrage sprunghaft an: So flossen im April wegen Ängsten vor einem Sieg der Euro-Kritikerin Marine Le Pen bei der französischen Präsidentenwahl 638 Millionen Dollar in Euro-abgesicherte ETFs. Im Monat zuvor waren es gerade einmal sechs Millionen Dollar.

Der Brexit-Schock steckt Anlegern ebenfalls noch in den Knochen: Nach dem überraschenden Anti-EU-Votum der Briten im Sommer 2016 stürzte das Pfund Sterling um mehr als 20 Prozent ab und war so billig wie seit etwa 30 Jahren nicht mehr. ETFs mit Absicherung gegen Kursausschläge des Pfund seien derzeit sein bestverkauftes Produkt, berichtet ETF-Anlagestratege Eric Wiegand vom Vermögensverwalter Deutsche Asset Management.

Die Gebühren sind höher

Der Schutzschirm macht diese Aktienfonds allerdings auch teuer. Jährlich werden meist ein bis zwei Prozent der Anlagesumme fällig. Ohne Zusatzschutz liegen die Gebühren bei einem Bruchteil dessen. Vincent Deluard vom Brokerhaus INTL FCStone hält die Absicherung zudem für überflüssig. Sein Argument: In den Indizes, auf denen die ETFs basieren, tummelten sich meist internationale Grosskonzerne, die sich bereits selbst gegen Wechselkurs-Schwankungen absicherten. Sie tun dies etwa durch die Verlagerung der Produktion in andere Länder oder durch Währungstermingeschäfte. «Doppeltes Hedging bringt nichts ausser zusätzlichen Gebühren und Provisionen», sagt Deluard.

(reuters/mbü)