Seit 1850 hat sich die Bevölkerung der Schweiz verdreifacht, die Zahl der Haushalte aber versiebenfacht. In den nächsten Jahren wird sich die Anzahl der Single- und Zweipersonen-Haushalte weiter erhöhen. In mehr als der Hälfte der Haushalte wohnt eine oder zwei Personen, das entspricht laut dem Bundesamt für Statistik 45 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung. Die spezifischen Bedürfnisse der Kleinhaushalte haben Einfluss auf die Entwicklung des Mietwohnungsbaus.
Wohnbauten – Zielrichtung nutzungsflexible und rückbaubare Immobilien
Die unmittelbare Umgebung der Wohnliegenschaft ist für Kleinhaushalte von zentraler Bedeutung. Die Nähe zu Infrastruktureinrichtungen wie Einkauf, Freizeit, Restaurants, Bars, öffentlichem Verkehr sind in diesem Segment sehr gefragt.
Neben dem Bedürfnis nach bestmöglicher Mobilität und Infrastruktur, zeigt sich der Bedarf nach Ruhe und Erholung. Die Qualität der urbanen Dichte kann durchaus am Stadtrand oder in der Agglomeration liegen. Die Umnutzung von Industriebrachen in attraktiven Wohnquartiere hat sich bereits bewährt.
Anderseits kämpfen gerade die Stadtzentren mit leerstehenden Büroräumen sowie Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Die Wohn-Immobilie wird sich mehr in Richtung nutzungsflexible und rückbaubare Immobilien verändern. Es ist sinnvoll, den gefragten Nutzungsmix weiter auszubauen und sowohl Wohnen im Industriequartier, im Bürohaus wie auch Wohnen im Parterre der Innenstädte an wenig frequentierten Zonen zu ermöglichen.
Millennials haben ein verändertes Investitionsverhalten
Kleinhauhalte sind weniger interessiert am Erwerb von Eigentum, streben aber trotzdem eine langfristige Mietdauer an. Insbesondere jüngere Mieter, die Millennials, fördern die «Sharing Economy» und investieren eher in Annehmlichkeiten im Wohnumfeld und in Freizeiterlebnisse wie Restaurantbesuche, Kino und Reisen.
Je kleiner die Wohnung ist, desto wichtiger werden konzeptionelle Innovationen im Grundriss. Zu den wichtigsten Merkmalen zählen Wohnungsausrichtung, Wohnatmosphäre, Belichtung, Nutzungsflexibilität, Möblierbarkeit und Aussenraumqualitäten. Layouts mit einer geschickten Ausrichtung der Balkone/Terrassen, einer klugen Anordnung der Küche und Sanitärbereiche, genügend Stauraum (Reduits) schaffen stimmungsvolle Grundrisse und gleichzeitig ein hohes Mass an Privatsphäre.
Investments in Food und Küchen
Super Food, Organic Food, Street Food, Food Waste – Ernährung ist Trend. Selbst langweilige Shoppingmeilen werden durch innovative Food-Angebote wiederbelebt. Insbesondere eine gesunde Ernährung spielt in der heutigen Gesellschaft eine grosse Rolle. So ist folglich unabhängig vom Alter oder Einkommen die Küche und deren Ausstattung zentral. Alleinlebende und kinderlose Paare kochen gerne zu Hause.
Offene Küchen sind der Favorit, die räumliche Symbiose zwischen Wohnzimmer und Küche wird stark nachgefragt. Gerade bei Kleinwohnungen ist eine durchdachte Umsetzung einer gut ausgestatteten, offenen und zweckmässigen Küche vorteilhaft. Eine attraktive Umgebung mit Urban Gardening auf dem Balkon und die Möglichkeit, Abfall bereits im Haus getrennt zu sammeln, ist ebenfalls sehr beliebt. Cafés, Bäckereien und Restaurants im nahen Umfeld der Wohnliegenschaft runden das Angebot ab.
So gilt es, Veränderungen zu antizipieren, welche die grosse Nachfrage an Kleinhaushalten bewirken wird – etwa rund um die Themen Wohnumfeld, öffentliche Verkehrsmittel, Urban Gardening und gesunde Ernährung. Daraus kann ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil für alle im Mietwohnungsmarkt tätigen Akteure entstehen. Je nach Interesse finden Investoren individuelle, moderne und zukunftsträchtige Anlagemöglichkeiten.
*Carine Hayoz Zahnd ist Wipswiss Vorstandsmitglied sowie Inhaberin der Allarch GmbH