Nationalbank-Präsident Thomas Jordan ist vorerst aus der Bredouille – zumindest bis zum Brexit. Der Druck auf die Schweizerische Nationalbank, ihre Zinsen zu senken, hat in letzter Zeit nachgelassen. Trotz neuer Stimuli der Europäischen Zentralbank ist der Franken von einem Zwei-Jahres-Hoch wieder zurückgekommen.
Ökonomen prognostizieren, dass die SNB den Leitzins am Donnerstag bei -0,75 Prozent belassen wird, da sich das Team um Thomas noch Spielraum für später bewahren will.
Banken und Ökonomen gegen Negativzinsen
Am Dienstag verwies das Seco auf die Gefahr, die durch einen ungeordneten Brexit Ende Oktober für die das Land erwachsen könnte; das Wirtschafts-Staatsministerium erklärte, dass dieser Vorgang die europäische Konjunktur erheblich bremsen und den Franken unter Aufwärtsdruck bringen könnte. Was wiederum die Schweizer Exporte beeinträchtigen würde.
Um Kapitalzuflüsse zu verhindern – so hat die SNB lange Zeit argumentiert – benötigt sie eine Zinsdifferenz zum Euroraum. Dies legt eigentlich nahe die Schweizer Notebank jener von Dänemark folgt und eine Senkung um 10 Basispunkte liefern wird. Dies wäre jedoch riskant, da die Zinsen bereits dermassen niedrig sind. Auch könnte der Schuss nach hinten losgehen, wenn die Banken anfangen, die Gebühr an Privatkunden weiterzuleiten, was zu einem Horten von Bargeld führen könnte.
Die Banken beschweren sich bereits über die Negativzinsen und Ökonomen bezweifeln ihre Wirksamkeit als Währungsinstrument.
Zwar hat der Franken im Verlaufe des Augusts aufgewertet, aber die Daten deuten an, dass Ausländer mehr in solch einem Mass in den sicheren Hafen Schweiz drängten wie dies während der Staatsschuldenkrise oder 2015 der Fall gewesen war.
Sämtliche Obligationen des Bundes bringen eine negative Rendite. Doch das Phänomen ist ein globales. Die Grafiken zur neuen Realität finden Sie hier.
In ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung wird die SNB mit ziemlicher Sicherheit die Landeswährung als «hoch bewertet» bezeichnen und ihre Bereitschaft bekräftigen, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.
Zwar ist der Franken nominal gesehen gegenüber der Gemeinschaftswährung mehr als 30 Prozent stärker als Ende 2007. Andererseits ist die Inflation in der Schweiz wesentlich tiefer als im Euroraum, was bedeutet, dass der relative Unterschied sinkt. Tatsächlich ist die Währung laut Credit Suisse mittlerweile nur leicht überbewertet.
Inflationsausblick reduziert
Die SNB hat Anfang des Jahres ihren Inflationsausblick reduziert, und die jüngste Rally des Frankens könnte zu einer weiteren Senkung führen. Von Bloomberg befragte Ökonomen sehen die helvetische Inflationsrate 2020 oder 2021 nicht einmal bei 1 Prozent.
Die Zentralbank erwartet für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 1,5 Prozent, es bestehen jedoch Abwärtsrisiken. Vor allem Deutschland, der grösste Exportmarkt der Schweiz, ist fast in eine Rezession abgerutscht. Das Seco hat seine Wachstumsprognose für 2019 von 1,2 Prozent auf 0,8 Prozent gesenkt.
Boom auf dem Immobilienmarkt
Wie in anderen Ländern, so hat die lockere Geldpolitik auch in der Schweiz einen Boom auf dem Immobilienmarkt ausgelöst, und die SNB warnte mehrfach vor einer Korrektur; dies könnte sie am Donnerstag ebenfalls wiederholen.
Aber eben: Die SNB kann die Zinsen – und damit indirekt die Hypo-Zinsen – nicht erhöhen, weil sie befürchtet, den Franken wieder unter Aufwärtsdruck zu bringen. Daher wären als Massnahmen makroprudenzielle Instrumente wie der antizyklische Kapitalpuffer erforderlich. Die Kreditinstitute haben bereits die Regeln für Wohnimmobilien als Anlageobjekt verschärft.
(bloomberg/gku)