Trotz der anhaltenden Teuerung und steigenden Löhnen schätzen die Ökonomen der Credit Suisse das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale als gering ein. Viele Unternehmen erhöhen zwar die Löhne, aber das Potenzial für die anstehende Lohnrunde ist begrenzt.
Dies stellen die CS-Ökonomen im neuen «Monitor Schweiz» fest. Aktuell steigen die Löhne wegen der galoppierenden Inflation und dem Fachkräftemangel zwar äusserst stark: Die CS rechnet mit 2 Prozent höheren Salären in diesem und 2,3 Prozent im nächsten Jahr. Das sind Raten, wie man sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat.
Dennoch dürfte sich keine Lohn-Preis-Spirale entwickeln. «Es besteht offenbar eine generelle Lohn-Zurückhaltung», so die Autoren in der am Dienstag veröffentlichten Studie.
Weitsicht zahlt sich aus
Denn besonders in konjunkturell unsicheren Zeiten – wie man sie aktuell gerade erlebt – seien nämlich viele Beschäftigte bereit, kurzfristig auf maximale Lohnerhöhungen zu verzichten, heisst es. Damit würden sie das Risiko der Erwerbslosigkeit reduzieren und somit den Wohlstand sichern.
«Diese Weitsicht zahlt sich für die Beschäftigten aus», schreiben die Autoren. Schliesslich sei der Anteil der Wirtschaftsleistung, der in Form von Löhnen ausbezahlt wird, hierzulande ohnehin schon «ausserordentlich hoch».
Nebst dem Lohn gibt es für die Unternehmen ausserdem auch andere Möglichkeiten, Mitarbeitende auch in einem angespannten Arbeitsmarkt anzuziehen, wie die Autoren in einer Befragung von 150 Schweizer Unternehmen festgestellt haben. Als Beispiel nennen sie etwa flexible Arbeitsbedingungen.
Starker Arbeitsmarkt federt Krisenauswirkungen ab
Die Ökonomen bestätigen in der Studie zudem ihre Prognose der Wirtschaftsentwicklung, die sie Anfang August bereits bekanntgegeben hatten. Sie erwarten weiterhin ein BIP-Wachstum für dieses Jahr von 2,5 Prozent. Im nächsten Jahr dürfte das BIP nach Einschätzung der Experten noch um 1 Prozent zulegen.
Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt mildere die Bremswirkung der Energiekrise auf die Schweizer Haushalte. Zudem treibe die beschleunigte Zuwanderung den Konsum zusätzlich an. Und dank der Preisregulierung und der geringen Bedeutung der Energie für Schweizer Haushalte schlügen die hohen Energiepreise hierzulande nur bedingt auf die Haushalte durch.
(AWP/mth)