Am Devisenmarkt herrscht Hochbetrieb. Auslöser der jüngsten Schockwellen waren die Inflationszahlen in den USA. Die Jahresrate der Teuerung ist im Juni auf 3 Prozent gefallen. Die Kernrate der Inflation – also ohne die Preise für Energie und Lebensmittel – ist zwar noch etwas höher mit 4,8 Prozent, aber ebenfalls tiefer als in den Vormonaten. Günstig sieht die Inflationsentwicklung vor allem dann aus, wenn man nur die Preisänderungen über die letzten Monate betrachtet – und nicht die Jahresraten.
Das Inflationsziel von 2 Prozent scheint immer näher in Griffweite zu rücken. Am Markt hat sich sofort die Erwartung durchgesetzt, dass die US-Notenbank Fed nach dem kleinen Zinsschritt im Ende Monat mit den Zinserhöhungen fertig ist und Anfang nächstes Jahr die Leitzinsen wieder senkt.
Die Aussicht auf fallende US-Zinsen hat dem Dollar arg zugesetzt. Zum Franken ist der Greenback auf 86 Rappen gefallen. So wenig war er seit dem Frankenschock 2015 nicht mehr wert, als die Schweizerische Nationalbank überraschend den Euro-Mindestkurs aufhob und der Dollar kurze Zeit noch tiefer fiel. Auch gegenüber dem Euro und dem britischen Pfund hat der Greenback verloren.
Obwohl der Risikoappetit an den Finanzmärkten relativ gross ist und sichere Häfen wie Gold wenig gefragt sind, ist der Franken eine der stärksten Währungen im laufenden Jahr. Fast 9 Prozent hat er sich zum Dollar aufgewertet. Grund für die Frankenaufwertung ist die niedrige Inflation und die anhaltend grosse Nachfrage als Folge des Handelsbilanzüberschusses.
Noch gefragter sind derzeit einzig der mexikanische Peso und die brasilianische Währung Real, das zeigt die Grafik mit der Auf- und Abwertung zum Dollar seit Anfang Jahr.
Der mexikanische Peso gilt als Inbegriff einer Carry-Trade-Währung und läuft dann gut, wenn es an den Märkten ruhig ist. Spekulanten und Devisenhändlerinnen nutzen dann die Zinsdifferenz (auch Carry genannt) aus, und die ist angesichts von Zinsen über 11 Prozent in Mexiko derzeit üppig.
Ähnliches gilt für den Real. Kommt hinzu, dass Brasilien sich gerade in eine Exportnation mit Leistungsbilanzüberschüssen verwandelt, was für eine anhaltend grosse Nachfrage nach der Währung sorgt.
Rubel kann sich der ökonomischen Schwerkraft nicht entziehen
Komplett eingebrochen ist dagegen der russische Rubel. Lange sah es danach aus, als würde die russische Wirtschaft und mit ihr auch die Währung die Sanktionen gut verkraften. Nach einem ersten Schock wegen des Angriffs auf die Ukraine hat sich die russische Währung im vergangenen Sommer sichtlich aufgewertet. Denn noch flossen die Milliarden aus dem Rohstoffgeschäft weiter ins Land, und der Verkauf von Rubel war von Moskau stark beschränkt.
Doch nun spiegeln sich die Sanktionen und die ökonomische Realität auch im Wechselkurs. Und dieser zeigt steil nach unten. Der Rubel ist offiziell nicht mal mehr einen Rappen wert. Im vergangenen Sommer lag der Kurs noch bei fast 2 Rappen, vor dem Einmarsch in der Ukraine betrug das Verhältnis 1,2 Rappen pro Rubel.
Zum Dollar hat der Rubel dieses Jahr ein Fünftel des Wertes eingebüsst. Für einen Dollar müssen unterdessen über 90 Rubel hingeblättert werden – ein Rekord, wenn man den Rubel-Schock vom vergangenen März ausklammert.
Von den grösseren Währungen wird der Rubel dieses Jahr nur noch von der türkischen Lira und dem argentinischen Peso unterboten. In der Türkei und in Argentinien ist die Inflation aber auch um ein Vielfaches höher, und die Währungen sind notorisch instabil.