Natürlich kann man abwinken: Es ist fast ein Ritual, dass hohe Vertreter der Nationalbank vor den Risiken am Immobilienmarkt warnen. Seit Jahren schon weist die SNB darauf hin, dass es im Liegenschaftengeschäft riskante Übertreibungen gibt. Denn seit Jahren heizen die Supertiefzinsen den Markt an, folglich erscheinen viele Häuser inzwischen tatsächlich überbewertet. Und viele Hüüsli-Besitzer stehen auf arg dünnem finanziellem Eis.
Dass SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg das Problem jetzt in einer Rede wieder aufgriff, gehört also zur herkömmlichen Kommunikationsstrategie: Warnen, um die Euphorie zu bremsen. Allerdings wurde der Notenbanker nun doch etwas deutlicher: «Wir erachten die Verwundbarkeiten an den Hypothekar- und Immobilienmärkten gegenwärtig als hoch», sagte er zum Beispiel. Gut möglich also, dass die SNB nun von Worten zu Taten wechseln will.
«Jetzt erlaubt die konjunkturelle Lage eine Umkehr – und obendrein sind die Immobilienpreise trotz aller Viren weiter von Rekord zu Rekord geeilt.»
Was das bedeutet, kann man aus dem Redetext ebenfalls herausahnen. Denn dieser rühmt mehrfach die Wirkung des antizyklischen Kapitalpuffers: Die Anforderung an die Banken, für Hypo-Kredite mehr Eigenkapital zu äufnen, sei «ein Schlüsselinstrument, um Übertreibungen an den Hypothekar- und Immobilienmärkten entgegenzuwirken», heisst es etwa.
Der besagte Kapitalpuffer wurde im März 2020 aufgehoben, um den Banken mehr Luft zu verschaffen – damit diese wiederum die Wirtschaft in der Lockdown-Krise ungehemmt mit Kapital versorgen. Doch jetzt erlaubt die konjunkturelle Lage wieder mehr Einschränkungen; und auf der anderen Seite sind die Immobilienpreise trotz aller Covid-Probleme weiter von Rekord zu Rekord geeilt.
Die Zeit scheint reif für eine Umkehr. Es liegt an der SNB, die Aktivierung des antizyklischen Personalpuffers beim Bundesrat zu beantragen. Und so sind die Andeutungen von Fritz Zurbrügg wohl weniger eine Crash-Warnung. Sondern eher eine Vorankündigung.