Seit dieser Woche ist die Schweiz wieder das Land mit den tiefsten Zinsen weltweit. Nicht wegen Martin Schlegel, der sich erneut zur Möglichkeit von Negativzinsen geäussert hat, sondern wegen Kazuo Ueda.
Denn der Chef der Bank of Japan hat den Leitzins auf 0,5 Prozent gehoben, auf das Niveau der SNB. Die japanischen Marktzinsen liegen nun über alle Laufzeiten hinweg höher als im Franken-Markt.
Japan mag weit weg sein – und als Handelspartner für die Schweiz weit hinter der Bedeutung Chinas. Die Rolle der japanischen Zinsen für den Schweizer Franken und die SNB ist aber nicht zu unterschätzen.
Denn nun ist der Franken die einzige wahre Finanzierungswährung für Carry-Trades. So nennt man die beliebte Devisenmarktstrategie zur Ausnutzung der Zinsdifferenz. Dabei wird eine Tiefzinswährung ausgeliehen, um eine andere, höher verzinsliche wie den Dollar zu kaufen.
Auf die gekaufte Währung erhöhen Carry-Trades den Aufwertungsdruck, die geliehene oder «geshortete» Währung wird eher geschwächt.
Eine willkommene Entspannung
Das käme der SNB nicht ungelegen. Denn von anderer Seite droht dem Franken ein Aufwertungsschub, was die Exportindustrie vor Probleme stellen und die Inflation unter null drücken könnte: Die Europäische Zentralbank ist auf dem Weg, die Zinsen dieses Jahr deutlich zu senken. Dadurch schrumpft die Zinsdifferenz zum Franken, wodurch dieser im Vergleich zum Euro attraktiver wird.
Eine Aufwertung des Frankens respektive eine Abwertung des Euros und Kurse in Richtung 0.90 Franken pro Euro brächte die SNB unter Zugzwang. Denn der Franken wäre dann nach den gängigen Kaufkraftparitätsmodellen wieder deutlich überbewertet.
Entweder interveniert die SNB dann wieder mit Euro-Käufen am Devisenmarkt und vergrössert die Bilanz, oder sie geht mit den Zinsen ebenfalls noch tiefer. Aber dann rücken die unbeliebten Negativzinsen immer näher, liegt der Leitzins seit Dezember doch schon bei mickrigen 0,5 Prozent.
Dollar-Zinsen bleiben höher
Eine Entspannung der Franken-Stärke durch die Carry-Trades kann SNB-Chef Schlegel also nur recht sein. Bedanken muss er sich womöglich auch beim US-Präsidenten.
Seit Donald Trumps Wahl läuft die US-Wirtschaft wieder heisser. Der Arbeitsmarkt ist robust, die Unternehmen freuen sich auf Steuererleichterung und weniger Regulierung. Die Inflation ist hartnäckig und könnte durch die Zölle noch weiter angefacht werden. Jerome Powell von der US-Notenbank wird die Zinsen deswegen nicht so stark senken können wie bis vor kurzem angenommen. Und so bleibt zumindest zum Dollar aus Franken-Sicht eine schöne Zinsdifferenz bestehen – und der Euro Schlegels einziges Sorgenkind.
So rettet uns vielleicht ausgerechnet der omnipräsente Donald Trump zusammen mit dem unbekannten Kazuo Ueda vor der Rückkehr der Negativzinsen.