Am Schluss wurde es sogar noch ein wenig spannend. Nachdem die US-Notenbank ihrerseits den Leitzins ungewöhnlich stark um einen halben Punkt gesenkt hatte und der Franken auch zum Dollar noch stärker geworden war, spekulierten auch hierzulande einige Banken auf einen grossen Zinsschnitt. Gemäss den Markterwartungen stand der Entscheid auf der Kippe.
Doch Jordan hat geliefert, was von ihm zu erwarten war und wofür er bekannt ist: Keine Experimente, sondern die Geldpolitik fast mechanisch gemäss den Inflationsprognosen umzusetzen. Er lockert die Zügel, aber nicht zu fest, und senkt den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt.
Die Zinssenkung hatte sich schon länger abgezeichnet. In Interviews hatte Jordan auf den starken Franken hingewiesen, der sich dämpfend auf die Preisentwicklung auswirke. Auch betonte er, dass der starke Franken zusammen mit der Nachfrageschwäche speziell aus Deutschland der Schweizer Exportindustrie zu schaffen mache.
Obwohl die SNB keine «Forward Guidance» kennt, bei welcher der Weg der Geldpolitik möglich genau vorgezeichnet wird, hat Jordan nur selten die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt. Ausser natürlich bei der Aufhebung des Euro-Mindestkurses 2015, und dann später nochmals während der Hochinflationsjahre 2022/2023, wobei er sowohl mit dem Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung als auch der ersten Senkung die meisten Marktteilnehmer und Expertinnen überraschte.
Der logische Schritt wird folgen
Unter dem neuen SNB-Präsidenten Martin Schlegel wird es im gleichen Stil weitergehen – sonst hätte ihn Jordan nicht als seinen Nachfolger installiert. Eine weitere Zinssenkung auf 0,75 Prozent im Dezember ist der logische Schritt. Dann wäre die Geldpolitik im expansiven Bereich, in dem die Konjunktur stimuliert wird.
Denn der Preisauftrieb lässt weiter nach. Ab Januar gelten die neuen, tieferen Strompreise. Das wird die Inflation ebenfalls reduzieren. Die SNB selbst prognostiziert eine durchschnittliche Teuerung von 1,2 Prozent in diesem Jahr und von halb so viel im kommenden Jahr. Gleichzeitig wächst die Wirtschaft unterdurchschnittlich und weite Teile der Industrie befinden sich in der Rezession.
Das grösste Risiko ist, dass die SNB mit diesen Zinssenkungen das Pulver für die wirklich schlechten Zeiten schon verschossen hat.
Negativzinsen könnten dann wieder ein Thema werden – aber das muss dann Schlegel ohne Jordan ausbaden.