Seit über 100 Jahren existiert die Schweizerische Nationalbank (SNB) und prägt die Wirtschaftspolitik des Landes. Ein weibliches Mitglied im Direktorium gab es bislang noch nie. Ab Sommer 2015 ändert sich das: Andréa Maechler folgt dem altersbedingt ausscheidenden Jean-Pierre Danthine, der per Ende Juni zurücktritt. Das bisherige Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg wurde vom Bundesrat zum neuen Vizepräsidenten ernannt.

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Die neue starke Frau bei der SNB ist zurzeit stellvertretende Leiterin des Bereichs «Globale Märkte-Analyse» des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Zu den Aufgaben dieses Bereichs zählen die Beobachtung der Kapitalmärkte, die Einschätzung der Systemrisiken und der makrofinanziellen Implikationen der Kapitalmarktentwicklung.

Die 1969 geborene Ökonomin studierte am Institut de hautes études internationales in Genf, am Institut de hautes études en administration publique in Lausanne, an der Universität Toronto und an der University of California, wie es in der Mitteilung der SNB heisst.

Leiterin beim IWF

Der bisherige SNB-Vizepräsident Danthine hatte im September seinen Rücktritt mit Ablauf der Amtsperiode 2009 bis 2015 bekanntgegeben. Er erreicht das ordentliche Pensionierungsalter. Sein Nachfolger Fritz Zurbrügg ist seit August 2012 Mitglied des Direktoriums der SNB. Er war zuvor Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung.

Maechler erfülle «in idealer Weise» das Anforderungsprofil einer Direktorin der SNB, schreibt der Bundesrat. Mit ihrer Wahl sei die angemessene Vertretung der verschiedenen Sprachregionen und der Geschlechter im Direktorium sichergestellt. Für die neue Amtsperiode 2015 bis 2021 wurden zudem mit Thomas Moser, Thomas Wiedmer und Devet Moser auch die Stellvertreter der drei Direktoriumsmitglieder der SNB bestätigt.

Maechler übernimmt von Zurbrügg das Departement III der Nationalbank, das mehrheitlich in Zürich angesiegelt und unter anderem für den Geldmarkt und den Devisenhandel verantwortlich ist. Damit wird Maechler mit dem Euro-Franken-Mindestkurs betraut – die umstrittenste geldpolitische Massnahme der vergangenen Jahrzehnte. Zurbrügg übernimmt seinerseits das Departement II von Danthine, das für die Finanzstabilität zuständig ist. Darunter fällt unter anderem der Immobilienmarkt.

«Endlich diese letzte Männerdomäne knacken»

Für die SNB war die Suche nach Danthines Nachfolge eine Herausforderung. Ein ungeschriebenes Gesetz der SNB sieht vor, dass mindestens ein Vertreter im dreiköpfigen Direktorium aus der lateinischen Schweiz stammen sollte. Das war seit den 1950er Jahren bis heute immer so – und sollte auch so fortgeführt werden.

Daneben stieg der Druck, erstmals in der seit 1907 andauernden Geschichte der SNB erstmals eine Frau im Direktorium zu haben. Es sei an der Zeit, «endlich diese letzte Männerdomäne zu knacken und eine Frau ins Direktorium zu wählen», hatte noch im September Susanne Leutenegger Oberholzer, Vizepräsidentin in der Wirtschaftskommission des Nationalrats, gegenüber handelszeitung.ch gesagt.

Bei Fed und EZB haben Frauen bereits das Sagen

Im Gegensatz zur SNB haben bei der US-Notenbank Fed und der Europäische Zentralbank Frauen bereits das Sagen: Mit Janet Yellen wird die Fed sogar von einer Frau geführt, im Direktorium der EZB sitzt seit Februar 2014 die deutsche Juristin Sabine Lautenschläger.

(mit Material von awp)