Die Europäische Zentralbank löst die Erwartungen der Ökonominnen und Anleger ein: Am Donnerstag hat die EZB um Präsidentin Christine Lagarde (69) den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Neu liegt der richtungsweisende Einlagenzins, den Banken auf ihr bei der Notenbank geparktes Geld erhalten, bei 2,75 Prozent. Es bereits die fünfte Zinssenkung in Folge seit Juni 2024.

Angesichts der schwächelnden Konjunktur in der Eurozone hat sich der kleine Zinsschritt nach unten angedeutet. Die Wirtschaftsmotoren Deutschland und Frankreich stottern. Sinkende Zinsen sollen diese wieder ins Laufen bringen und so das Wachstum ankurbeln. Gleichzeitig schwebt das Damoklesschwert US-Strafzölle über dem Euroraum. Sollte Präsident Donald Trump (78) tatsächlich gegen Europa gerichtete Importabgaben einführen, würde das die sowieso schon angeschlagene Wirtschaft des alten Kontinents zusätzlich belasten.

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Inflation ist wieder angestiegen

Gegen eine lockerere Geldpolitik hätte höchstens die wieder gestiegene Teuerung gesprochen. Im Dezember kletterte die Inflation in der Eurozone auf 2,4 Prozent – und stieg damit auf ein 5-Monatshoch. Die wichtige Kerninflation, bei der volatile Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, verharrte im letzten Monat bei 2,7 Prozent. Beide Raten liegen damit über dem von der EZB angestrebten Inflationsziel von 2 Prozent.

Jedoch lassen Kommentare der EZB über die Feiertage vermuten, dass sie in diesem Jahr von einer rückläufigen Teuerung ausgeht, die wieder unter das anvisierte 2-Prozent-Niveau fallen wird. Entsprechend gehen Marktbeobachter von weiteren EZB-Zinsschritten in nächster Zeit aus. Analysten rechnen mit einer Senkung des Leitzinses bis im Juni auf 2 Prozent.

Fed verzichtet auf Zinsschritt

Die EZB geht mit ihrer Leitzins-Senkung einen anderen Weg als die Währungshüter in Amerika. Die US-Notenbank Fed liess den Leitzins am Mittwoch unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Damit dürfte Fed-Chef Jerome Powell (71) den US-Präsidenten Donald Trump (78) erneut gegen sich aufbringen. Trump mischt sich wie schon in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) in die Geldpolitik ein – und fordert tiefere Zinsen.

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SNB-Chef Martin Schlegel hält für die Schweiz Negativzinsen für möglich.

Quelle: AFP

Eine noch deutlich lockerere Geldpolitik fährt die Schweizerische Nationalbank. Sie reduzierte im Dezember den Leitzins mit einem grossen Zinsschritt von 50 Basispunkten auf 0,5 Prozent. Im Kampf gegen den starken Franken schliesst SNB-Präsident Martin Schlegel (48) seit längerem auch die Rückkehr von Negativzinsen nicht aus.