Ihr Unternehmen Prefera Immobilien ist in der Ostschweiz tätig. Können sich Familien mit durchschnittlichem Einkommen und Vermögen hier noch einfach Wohneigentum leisten?
Ja, durchaus. Bei Eigentumswohnungen stellen wir fest, dass die Finanzierungsmöglichkeiten auch bei durchschnittlichen oder leicht überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen noch gegeben sind.
Bei der Finanzierung von Einfamilienhäusern spielen oft familieninterne Finanzierungsquellen eine Rolle, unter anderem mit Erbvorbezügen. Zudem sind die Wohneigentumspreise in Gemeinden mit etwas erhöhten Steuerfüssen auch für den Normalverdiener noch erschwinglich.
Welche fünf Tipps haben Sie für Personen, die ein bezahlbares Einfamilienhaus suchen?
- Die eigenen finanziellen Möglichkeiten kennen und frühzeitig mit der Hausbank das Gespräch suchen.
- Die Suchkriterien nicht zu engmaschig definieren, sondern hinsichtlich Lage, Objekttyp und Preis kompromissbereit sein.
- Suchabos abschliessen, eventuell ein Suchinserat schalten (abhängig von den Suchkriterien).
- Liegenschaften besichtigen, eruieren, in welchen Bereichen Kompromisse denkbar sind, beispielsweise beim Preis, beim Alter der Liegenschaft (allenfalls ist ein Umbau in Kauf zu nehmen), bei der Lage (Land statt Stadt), beim Objekttyp (Wohnung statt Einfamilienhaus).
- Last but not least: Kaufangebote mit Motivationsschreiben und persönlicher Vorstellung unterbreiten, da der Zuschlag nicht immer an die Höchstbietenden erteilt wird, sondern seitens der Verkäuferschaft Sympathie oft auch eine Rolle spielt.
Wie werden sich die Preise für Wohneigentum in den nächsten eineinhalb Jahren entwickeln?
Wir gehen davon aus, dass sich die Preise auf dem aktuell hohen Niveau tendenziell seitwärts bewegen werden. Aktuelle Treiber sind die konjunkturelle Lage, die Zinsentwicklung, die Inflation, die Beschäftigung und die Zuwanderung.
Die konjunkturelle Lage ist zwar mit Unsicherheiten behaftet, insgesamt rechnen wir aber nicht damit, dass die Schweiz vor einer Rezession steht.
Zudem ist die Beschäftigungslage aufgrund des Fachkräftemangels nach wie vor sehr gut. Dies wirkt sich stabilisierend auf die Konjunkturaussichten der Käuferschichten aus.
Wie wirken sich die Zinserhöhungen aus?
Zinserhöhungen dämpfen zwar die Nachfrage, schränken den Spielraum potenzieller Käufer etwas ein und erhöhen die Kapitalisierungssätze. Demgegenüber wirkt die Inflation grundsätzlich preistreibend. Diese unterschiedlichen Effekte können sich unter Umständen neutralisieren.
Auch die anhaltende Zuwanderung führt zu einer Verknappung des Wohnraums und wirkt damit ebenfalls preiserhöhend. Die Schweiz bleibt ein attraktives Einwanderungsland.
Schreiben Sie alle Verkaufsobjekte konsequent auf den gängigen Immobilienportalen aus?
Nachdem wir die Verkaufsobjekte für die Vermarktung aufgearbeitet haben, bieten wir diese exklusiv unseren Suchabonnenten und -abonnentinnen an. Diese starten dadurch mit einem zeitlichen Vorsprung zur Immobiliensuche. Erst in einer zweiten Phase kommen unsere Angebote auf die Portale.
Verkaufen Sie ausgewählte Liegenschaften auch unter der Hand?
Je nach Interesse des Auftraggebers und je nach Nachfrage kommt es schon mal vor, dass eine Liegenschaft gar nie öffentlich ausgeschrieben wird, sondern sozusagen «unter der Hand» – sprich an Suchabonnentinnen und -abonnenten der Prefera – direkt verkauft wird.
Zudem bieten wir auch klassische Off-Market-Objekte an, die ebenfalls nur einem ausgewählten Interessentenkreis angeboten werden. Off-Market-Objekte sind meistens Renditeliegenschaften. Die betreffende Liegenschaft soll diskret und ohne grösseres Aufsehen veräussert werden.
Die «Handelszeitung» gibt der Immobilienbranche das Wort: Jeden Freitag liefert eine Expertin oder ein Experte Einschätzungen zu den wichtigsten Entwicklungen im Markt. Lesen Sie hier einige der Gespräche aus den vergangenen Wochen:
- «Ich bin nicht der typische Immobilienmakler»
- «Im Moment wird viel zu wenig Wohnraum gebaut»
- «Wir kaufen nach wie vor zu»
Immobilien sind ein Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft – die «Handelszeitung» macht sie zu einem Schwerpunkt in der Berichterstattung.
Wer Prefera Personen nennt, die den Verkauf einer Immobilie erwägen, erhält 500 Franken – sofern jene Person tatsächlich das Objekt verkauft. Wieso haben Sie diese Aktion gestartet – und war sie erfolgreich?
Aufgrund des Nachfrageüberhangs sind wir ständig auf der Suche nach Verkaufsobjekten. Die Tippgeberprämie von 500 Franken bezahlen wir, wenn uns eine Drittperson den Kontakt zu einem potenziellen Verkäufer vermittelt und wir dank diesem Tipp einen Vermittlungsauftrag abschliessen können.
Diese Marketingmassnahme kann aufgrund der bisherigen Erfahrungen als durchaus erfolgreich beurteilt werden. Die meisten Neuaufträge gewinnen wir aber dank unserem Netzwerk und unserer Bekanntheit in der Ostschweiz.
Auf Ihrem Portal bieten Sie auch Such-Abos an. Welche Art von Immobilie ist derzeit besonders gefragt?
Ein Blick in unsere Suchkartei zeigt, dass Einfamilienhäuser am stärksten nachgefragt werden. Auffällig ist auch, dass die Nachfrage hier stärker gestiegen ist als bei den Eigentumswohnungen.
Viele Suchende geben keine Preisobergrenze an, um die Trefferzahl zu erhöhen. Wir wissen aber, dass die Suchenden genau wissen, wo ihre Zahlungsbereitschaft liegt.
Die zahlenmässig grösste Nachfrage verzeichnen wir bei Objekten um eine Million Franken. Bei den Eigentumswohnungen sind 3,5- und 4,5-Zimmer-Wohnungen die am meisten nachgefragten Wohnungsgrössen.
Vermögende und Besserverdienende suchen vor allem in der Bündner Herrschaft und in Bad Ragaz. Dies ist sicher auch auf den im Vergleich tieferen Steuerfuss zurückzuführen.
Patrizia Wachter Tanner beantwortete die Fragen schriftlich.