Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht zum Jahresauftakt gleich doppelt im Fokus. Wegen der beschleunigten Franken-Aufwertung werden aus der Exportindustrie Rufe nach einer Reaktion der SNB laut. Sie selbst sorgt mit der Bekanntgabe eines geschätzten Jahresverlusts von rund 3 Milliarden Franken für Aufsehen.
Was auf den ersten Blick zwei verschiedene Baustellen sind, hängt sehr wohl zusammen.
Zum einen ist das negative Jahresergebnis unter anderem eine Folge des starken Frankens. Die schönen Kursgewinne der Aktien im Devisenanlagenportfolio wurden durch die Abwertung der Währungen ausradiert. Zum anderen musste die SNB 2023 zur effektiven Durchsetzung der Zinserhöhung den Banken für die Verzinsung der Überschussreserven mehrere Milliarden überweisen. Diese Überschussreserven wiederum sind das Ergebnis der früheren lockeren Geldpolitik und der Devisenkäufe zur Schwächung des Frankens.
Und wenn es nun darum geht, ob die SNB wieder am Devisenmarkt intervenieren soll, um der Franken-Aufwertung entgegenzutreten, spielen Überlegungen zur Grösse der Bilanz und der Überschussreserven ebenfalls eine Rolle.
Warnende Stimmen
Es gibt zunehmend Stimmen, die davor warnen, wieder mehr Fremdwährungsrisiken auf die Bilanz zu nehmen. Schliesslich sind von den USA über die Euro-Zone bis Japan alle Staaten hoch verschuldet. Auch SNB-Präsident Thomas Jordan hat solche Bedenken schon geäussert. Ausserdem könnten anhaltende Verluste das gesamte Eigenkapital der SNB ausradieren.
Doch die Angst vor einer grossen Bilanz und negativem Eigenkapital darf die Geldpolitik nicht dominieren. Notenbanken sind keine normalen Unternehmen und können dank dem Geldschöpfungsmonopol auch ohne Eigenkapital funktionieren. Die US-Fed weist übrigens bereits ein negatives Eigenkapital aus, passiert ist deswegen nichts.
Gewiss, solange die SNB zur Durchsetzung der Geldpolitik die Überschussreserven der Banken verzinsen muss, wird das Ergebnis der SNB darunter leiden. Aber dann macht die SNB halt mal Verluste. Gewinne an Bund und Kantone auszuschütten, ist nicht Kernaufgabe der SNB, sondern nur die Wahrung von Preisstabilität unter Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung.
Letztere wird derzeit durch viele Faktoren strapaziert. Einer davon ist der harte Franken, der vor allem den Industriefirmen das Leben schwer macht. Denn neuerdings wertete sich der Franken nicht nur nominell auf, sondern auch real. Das heisst, die Wechselkurse zum Euro und Dollar fallen stärker, als es die unterschiedliche Entwicklung in den Preisniveaus rechtfertigt.
Ob das schon reicht, um mit Devisenkäufen einzugreifen, gilt es abzuwägen mit den Risiken bei der Inflation, die immer noch näher bei 2 Prozent als bei null liegt. Es gibt schliesslich auch noch andere, fiskalische Wege, um die Schmerzen der Industrie zu lindern, etwa die Kurzarbeitsentschädigung.
Doch die SNB muss Bereitschaft signalisieren. Kategorisch auf konjunkturell bedingte Devisenmarktinterventionen zu verzichten, wäre töricht. Denn das wäre eine Einladung an Spekulanten, um auf eine weitere Aufwertung zu wetten.
2 Kommentare
Von solchen Kommentaren kann ich nicht viel abgewinnen. Warum sollte der Franken künstlich geschwächt werden?
* Wirtschaft läuft heiss in der Schweiz: Fachkräftemangel, rekordverdächtig niedrige Arbeitslosigkeit
* höchste Nettoeinwanderung der letzten Jahre.
* Inflationsbereinigt entspricht der Euro/CHF Wechselkurs demjenigen vom Jahr 2017, wo ist das Problem? Nicht der CHF ist stark, sondern der EURO ist schwach!
* Eine schwache Rezession in der Schweiz wäre nur gesund ---> Normalisierung der Einwanderung, des Fachkräftemangels, der Haus/Wohnungspreise, der Mieten, usw!
Wir sind nicht übermässig verschuldet und brauchen keine Inflation! Ich sehe keinen Grund den Franken zu schwächen und die Bilanzsumme künstlich aufzublähen. Im Gegenteil, sie sollte abgebaut werden.
Im öffentlichen Sektor haben wir in der Schweiz keine vom Wettbewerb gebildeten Preise, darum wäre eine kleine Zinssenkung (z.B. 0.25%) hilfreich.