«Es gibt eine Zeit des Übergangs, denn was wir tun, ist sehr gross.» Dieser Satz von Donald Trump bei «Fox Business» vernichtete am Montag Milliarden an Börsenwert. Weil der US-Präsident eine Rezession nicht mehr ausschliessen wollte, purzelten die Kurse. Trump legte am Dienstag mit Strafzöllen gegen Kanada nach. Und schickte die Wall Street abermals in den Keller. Weil auch die letzten Wirtschaftsdaten schlecht ausfielen, sprechen die ersten Experten bereits von einer «Trumpcession» – einer Rezession, ausgelöst von Donald Trump.

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1. Was passiert genau an der Wall Street?

Der Tech-Index Nasdaq hatte am Montag den schlimmsten Tag seit 2022. Am Dienstag gings weiter bergab. Die Unsicherheit bei den Anlegern ist gross. Trumps tägliche Strafzölle und irren Kehrtwenden sorgen auch bei Unternehmen für Verunsicherung. Dass der Tech-Index Nasdaq besonders getroffen wird, hat laut Ökonom Stefan Legge von der Universität St. Gallen eine gewisse Logik. «Im Grunde hat der Nasdaq lediglich die Gewinne seit Trumps Wahl Anfang November wieder abgegeben. Ich würde also eher von einer Korrektur sprechen als von einem Crash», sagt er zur Handelszeitung. Der Tech-Sektor sei enorm wichtig für die USA. «Entsprechend könnte ein starker Einbruch in dieser Industrie Schaden für die gesamte US-Wirtschaft verursachen», so Legge.

2. Kommt's jetzt zur Rezession?

Trumps Politik sorgt bei den meisten Volkswirtschaftlern für Kopfschütteln. «Gemäss dem traditionellen wirtschaftspolitischen Rezeptbuch macht die Regierung Trump bisher so ziemlich alles falsch», bilanziert Marius Brülhart, Wirtschaftsprofessor an der Universität Lausanne, im Gespräch mit der Handelszeitung. Die Rezessionsangst in den USA ist real. Untermalt wird dies mit der Prognose der regionalen Notenbank von Atlanta, wonach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2025 um 2,8 Prozent sinken könnte.

HSG-Ökonom Stefan Legge warnt dennoch vor voreiligen Schlüssen: «Das BIP kann technisch betrachtet kurzfristig sinken, wenn die Importe stark ansteigen. Aufgrund von Trumps Zöllen ist dies passiert. Allerdings bedeutet das noch keinen Wirtschaftseinbruch.» Im Januar kletterten die US-Importe auf ein Rekordhoch von über 400 Milliarden Dollar.

3. Wie geht's nun weiter?

Allerlei Signale deuten auf eine Abschwächung der US-Wirtschaft hin. So steigt die Zahl der Entlassungen und die Konsumentenstimmung trübt sich ein. Gleichzeitig machte Trump mehrfach klar, dass er sich auch von negativen Börsenreaktionen nicht von seiner Zollpolitik abbringen lässt. «Ich schaue nicht einmal auf den Markt, denn langfristig werden die Vereinigten Staaten mit dem, was hier passiert, sehr stark sein», sagte Trump letzten Donnerstag vor der Presse im Oval Office. «Damit verfliegt auch zunehmend die Hoffnung einiger Wirtschaftsführer, dass Trump sich vor allem für eine florierende Wirtschaft einsetzen würde», sagt Legge zur Handelszeitung.

Die erstaunlich entspannten Verlautbarungen der Trump-Regierung gegenüber der sich eintrübenden Konjunktur ist auch für Ökonom Brülhart augenfällig: «Dies nährt den Verdacht, dass die Regierung einer konjunkturellen Abkühlung dieses Jahr nicht abgeneigt wäre. Ihre Hoffnung könnte sein, dass das wirtschaftliche Pendel dann rechtzeitig auf die Halbzeitwahlen Ende 2026 oder spätestens auf die Präsidentschaftswahlen 2028 wieder zurückschwingt.»

Wagt Trump tatsächlich dieses «Experiment», wäre das für die hiesige Wirtschaft schlecht. «Würde die US-Wirtschaft tatsächlich einbrechen, wird sich das auch hierzulande bemerkbar machen», so Legge. Und weiter: «In kein anderes Land haben wir letztes Jahr mehr Güter exportiert als in die USA. Etwa jeder fünfte Franken unseres Aussenhandels entfällt auf Amerika.»