Auch in seinen letzten Amtstagen kann sich SNB-Präsident Thomas Jordan nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Kaum hat der durch die Frankreich-Wahlen erhöhte Druck auf den Euro-Franken-Kurs etwas nachgelassen, fegt der nächste Sturm über die Devisenmärkte.
Das jüngste Beben an den globalen Aktienmärkten Anfang Monat war begleitet von der Auflösung von Carry-Trades und anderer riskanter Investmentstrategien, sowie von einer Flucht in sichere Häfen.
In wenigen Tagen wertete sich der Franken kräftig auf. Der Euro fiel zwischenzeitlich auf ein neues Rekordtief von 0.92 Franken, der Dollar crashte auf 85 Rappen.
Auffällige Bewegung bei den Sichteinlagen
Dem konnte die SNB-Spitze anscheinend nicht mehr länger tatenlos zuschauen. Daten zu den Sichteinlagen der Banken bei der SNB legen nahe, dass sie in den ersten Augusttagen mehrere Milliarden an Euro und Dollar gekauft hat, um der Franken-Aufwertung einen Riegel zu schieben.
Wie die Grafik zeigt, sind die Sichteinlagen in der ersten Augustwoche um 9,2 Milliarden Franken gestiegen. Es war der zweitstärkste Zuwachs in diesem Jahr und der viertstärkste seit Anfang 2023.
Wenn die SNB am Markt Devisen kauft, schreibt sie den Banken Franken auf ihren Sichtguthaben bei der SNB gut. Der Anstieg der Sichtguthaben kann aber auch andere Ursachen haben, etwa wenn die SNB liquiditätszuführende Repogeschäfte abschliesst oder Notliquidität zur Verfügung stellt, wie während der CS-Krise.
Eingriff auf Ansage
Doch die Umstände und das Kursmuster deuten darauf hin, dass diesmal die Deviseninterventionen der Hauptgrund waren. So sehen das auch die Expertinnen und Experten: «Dieses Instrument scheint sie am letzten Montag mehrmals eingesetzt zu haben, wie die Kursbewegungen des Euros und des Dollars zum Franken nahelegen», sagt Thomas Stucki, Anlage-Chefstratege der St. Galler Kantonalbank. Die Sichteinlagendaten zeigten eine deutliche Reaktion der SNB, heisst es bei der Bank of America.
Die SNB selbst kommuniziert die Devisentransaktionen erst mit mehrmonatiger Verzögerung im Rahmen der quartalsweisen Bilanzdaten.
In den vergangenen Jahren war sie durchaus aktiv am Devisenmarkt, aber nicht als Käuferin, sondern als Verkäuferin. Im Kampf gegen die Inflation kam ihr ein etwas stärkerer Franken gelegen, weil er die importierte Teuerung dämpfte. Durch die Devisenverkäufe im Umfang von rund 150 Milliarden über die Jahre 2022 und 2023 ist auch die riesige Bilanz etwas geschrumpft, von über 900 auf 800 Milliarden Franken.
Seit Anfang Jahr stehen laut SNB aber nicht mehr Devisenverkäufe im Vordergrund, was eine Ansage für mögliche Käufe war. Und genau so ist es gekommen.