Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte jüngst wieder am Devisenmarkt interveniert haben. Der Anstieg der Sichtguthaben von Banken bei der SNB deutet laut Marktteilnehmern jedenfalls darauf hin.
Konkret ist der Durchschnitt der Franken-Sichtguthaben bei der SNB für die vergangene Woche (Mittwoch bis Mittwoch) um 1,7 Milliarden auf 581,2 Milliarden Franken gestiegen, wie die Nationalbank am Montag mitteilte. Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als guter Indikator für mögliche Interventionen der SNB zur Frankenschwächung. Sie kauft dann zum Beispiel Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.
«Starker Indikator»
Der jüngste Anstieg ist der grösste seit Mai 2017, Analysten gehen entsprechend davon aus, dass die SNB interveniert hat. Der Anstieg der Sichtguthaben sei eine «starke Indikation» dafür, sagte etwa UBS-Marktstratege Alessandro Bee gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. «Die SNB dürfte Ende der vorletzten Woche oder Anfang der letzten Woche versucht haben, den Aufwärtstrend des Frankens zu bremsen.»
Auch CS-Währungsökonom Maxime Botteron geht aufgrund des starken Anstiegs bei den Girokonten davon aus, dass die SNB interveniert hat, wie er gegenüber AWP sagte. Ein Anstieg der Giroguthaben um mindestens eine Milliarde Franken innerhalb Wochenfrist wäre als konkreter Hinweis auf Fremdwährungskäufe zu deuten, hatte er bereits am letzten Freitag in einem Kommentar geschrieben.
Die SNB selber wollte zu den Ursachen für die Veränderung bei den Franken-Sichtguthaben auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Die 1.10-Schwelle ist durchbrochen worden
Der Euro-Franken-Wechselkurs ist letzte Woche erstmals seit rund zwei Jahren unter die Marke von 1.10 gefallen, notiert aktuell aber mit zuletzt 1.1030 Franken pro Euro wieder darüber. Vor allem die Signale der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine baldige Zinssenkung hatten den Euro letzte Woche geschwächt. Als die EZB anlässlich ihrer Sitzung am Donnerstagnachmittag dann allerdings noch keine konkreten Schritte bekannt gab, erholte sich der Euro wieder auf über 1.10.
(awp/mbü)