Jedes vierte kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz dürfte akut vom Fachkräftemangel betroffen sein – hochgerechnet sind das rund 90'000 KMU, zeigen die Ökonomen der Credit Suisse in einer heute publizierten Studie. Dafür befragten die Experten rund 1900 Schweizer KMU. Demnach gab ein Viertel der KMU an, nicht genügend Fachkräfte gefunden zu haben. Mehr als die Hälfte der rekrutierenden Firmen hat Mühe, geeignete Kandidaten für offene Stellen zu finden. «Das Thema ist für Schweizer KMU also definitiv sehr relevant», heisst es in dem Bericht.
Branchenspezifisch gibt es jedoch grosse Unterschiede. Demnach haben KMU aus der traditionellen Industrie, etwa bei den Herstellern von Nahrungsmitteln, und dem Bau Rekrutierungsprobleme. Hier dürften demnach vor allem Ingenieure, Techniker und Führungspersonal gesucht sein. Eher überraschend, so die CS-Ökonomen, sei, dass IT-Experten und Personal im Gesundheits- und Bildungswesen offenbar vergleichsweise leicht zu finden seien.
Mehr Lehre, weniger Gymnasium nötig
Geografisch ist der Fachkräftemangel vor allem in der Ostschweiz stark ausgeprägt: Fast zwei von drei KMU gaben an, sich bei der Kandidatensuche eher schwer zu tun. In der Genferseeregion beträgt dieser Anteil hingegen nur 49 Prozent, im Tessin gar 40 Prozent. «In der lateinischen Schweiz scheint der Fachkräftemangel damit weniger ausgeprägt zu sein als in der Deutschschweiz», folgern die CS-Experten.
Entsprechend formulieren die KMU auch klare Erwartungen an das hiesige Bildungssystem: Zwar sind sechs von zehn Unternehmen der Ansicht, die Schweiz bilde eher gut Fachkräfte aus. Doch 64 Prozent wünschen sich, dass künftig mehr junge Menschen als heute eine Berufslehre anstelle des gymnasialen Bildungswegs wählen und sich dann gegebenenfalls via Fachhochschule oder höhere Fachschule weiterbilden. Im Gegenzug bevorzugen nur 15 Prozent ein höheres Gewicht des gymnasialen Wegs via Universität.
(moh)