Psst! «Die negativen Zinsen sind für uns eine grosse Herausforderung», erklärt der Sprecher einer grösseren Schweizer Versicherung. Unter der Bedingung, dass seine Aussagen anonym bleiben, präsentiert er konkrete Zahlen. Demzufolge belasteten Negativzinsen von rund 1,8 Millionen Franken im Jahr 2015 die Rechnung des Versicherers. 2016 waren es rund 3 Millionen. Bei einer Bilanzsumme von 16 Milliarden scheint das zwar bescheiden.

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Doch die Zahlen zeigen: Das Problem der Negativzinsen bewegt Schweizer Firmen. Doch lässt sich je nach Grösse und Gewicht eines Unternehmens häufig eine Lösung finden, wie eine Recherche bei 15 mittleren und grösseren Firmen ergibt. Das sind sechs Tipps gegen die Folgen der Strafzinsen:

Freigrenze bei Banken: Spielraum ausloten und nutzen

Unternehmen versuchen, mit den Banken eine möglichst hohe Freigrenze auszuhandeln. Verhandelbar ist meist auch die Höhe des Negativzinses. Der Spielraum dessen was möglich und realistisch ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Grösse und Gewicht der Firma, bisherige Beziehung mit der Bank, Verhandlungsgeschick. Unternehmen könnten durchblicken lassen, dass sie, wenn das Zinspendel wieder umschlägt, bei künftigen Finanzierungen jene Banken honoriert, die sich kulant und konstruktiv verhalten.

Geld verteilen: Viele Konti schützen vor dem Negativzins

Das Rezept tönt einfach: Das Geld, das unbedingt auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto verwaltet werden muss, streut ein Unternehmen möglichst auf mehrere Banken, sodass die jeweilige Freigrenze nirgends überschritten und keine Negativzinsen fällig werden. International aufgestellte Unternehmen haben zusätzlich die Möglichkeit, Liquidität konzernintern auf Töchter in zinsfreundlicheren Ländern zu verteilen. Aber: Viele Firmen haben ihre Bankbeziehungen so rationalisiert, dass das Verteilen nun schwierig ist.

Schnell bezahlen: Liquidität schnell loswerden

Früher ging es im Zahlungsverkehr darum, möglichst schnell alles Geld von den Schuldnern einzutreiben. Heute ist man unter Umständen froh über säumige Zahler. Und die Finanzchefs bemühen sich flüssige Mittel schnell wieder loszuwerden. Also gewährt die Kreditorenbuchhaltung den Lieferanten schon mal grosszügig Vorauskasse und zahlt Rechnungen weit vor dem Fälligkeitsdatum. Das schätzen derzeit allerdings nur jene kleinen Firmen, für die Negativzinsen sowieso kein Problem sind.

Flüssige Mittel managen: Weg mit der Überliquidität

Die Höhe des kurzfristigen Bedarfs an liquiden Mitteln, die nicht zwangsläufig auf einem Bargeldkonto liegen müssen, ist wohl in keinem Unternehmen in Stein gemeisselt. Gerade in Industriefirmen dürfte es in dieser Beziehung meistens noch Luft geben. Viele könnten auch mit weniger Liquidität über die Runden kommen. Allerdings birgt die Umschichtung der Gelder zwecks Senkung der Cash-Quote die Gefahr, dass man bei der Liquiditätsplanung und bei den Finanzanlagen höhere Risiken eingeht.

Alternative Prüfen: Devisen und Anleihen gehören dazu

Alternativen zum Bargeld sind dünn gesät. Infrage kommen nur Schuldtitel bester Bonität, weil das Geld kurzfristig verfügbar bleiben muss. Das wären deutsche oder US-Staatsanleihen. Die Krux: Mittlerweile sind die Renditen ebenfalls negativ. In den Genuss einer positiven Rendite gelangt man erst mit Papieren längerer Laufzeiten. Auch die Flucht in Fremdwährungen ist eingeschränkt, denn Negativzinsen gibt es ebenfalls beim Euro, bei der dänischen Krone und weiteren Währungen.

Den Tresor meiden: Das Horten von Cash ist auch keine Lösung

Je nach Verschuldungssituation lässt sich die Liquidität eventuell über die Nettoverschuldung und die Tilgung kurzfristiger Schulden steuern. Versicherungen und Pensionskassen drängen ins Hypothekengeschäft. Zudem gibt es Vermittlungsplattformen im Internet, auf denen Fintech-Unternehmen bankenunabhängig Investoren und Kreditoren zusammenbringen. Keine Lösung ist das Horten von Scheinen und Bargeld. Damit lässt sich bestenfalls noch ein Privathaushalt managen, aber kein Unternehmen.

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