Der Schweizer Arbeitsmarkt ist nach wir vor in blendender Verfassung. Laut dem Bund ist der Boden nun aber wohl erreicht, da es Anzeichen für eine konjunkturelle Eintrübung gibt.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai erneut gesunken und die Arbeitslosenquote ist in der Folge unter die 2-Prozent-Marke gefallen. Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco), sprach am Mittwoch an einer Telefonkonferenz von einem «weiteren spektakulären Rückgang».

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Konkret waren Ende Mai bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) nur noch 88'076 Menschen als arbeitslos gemeldet und damit 2458 weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen sogar um 9928 Personen.
Die Arbeitslosenquote sank somit auf 1,9 von 2,0 Prozent im Vormonat. Ein tieferer Wert für den Monat Mai wurde letztmals im Jahr 2001 mit 1,5 Prozent gemessen.

«Keine Trendwende in Sicht»

Schon im letzten Herbst lag die Quote in einzelnen Monaten allerdings bei 1,9 Prozent, stieg dann aber wegen der saisonalen Effekte im Winter auf bis zu 2,2 Prozent an. In den Wintermonaten gibt es etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie weniger Arbeit, was sich üblicherweise in der Quote niederschlägt.

Der Seco-Beamte Zürcher erwartet nun bis in den Sommer hinein eine Seitwärtsbewegung bei der Quote. «Der Boden ist erreicht, ohne dass eine Trendwende absehbar ist», sagte er.

Unmittelbar seien die Aussichten also sehr gut. Im Herbst werde die Quote aber allein schon aus saisonalen Gründen wieder ansteigen. «Und darüber hinaus lassen die Konjunkturaussichten auf eine allmähliche Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität schliessen», so Zürcher. Dies werde auch helfen, die Auswirkungen des Arbeitskräftemangels zu dämpfen, unter dem die Wirtschaft leidet.

Saisonal bereinigt leicht höher

Dass der Boden erreicht sein könnte, zeigt sich auch bei der um die saisonalen Faktoren bereinigte Zahl der Arbeitslosen. Diese stieg im Monat Mai 2023 leicht an und die entsprechende Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 2,0 von 1,9 Prozent.

Eine leichte Zunahme der saisonbereinigten Arbeitslosenquote sei unter anderem im Baugewerbe, in der Metallindustrie, im Papier und Druckgewerbe, im Bereich Gummi und Kunststoff, in der Forschung und Entwicklung sowie im Fahrzeugbau zu verzeichnen gewesen, so das Seco. Der Anstieg sei jedoch nur schwach ausgeprägt gewesen und sei daher mit Vorsicht zu interpretieren.

Insgesamt sagt das Seco für 2023 gemäss der aktuellsten Prognose denn auch gleichwohl eine sehr tiefe durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent voraus. Für 2024 wird dann eine Erhöhung auf 2,3 Prozent vorhergesagt.

Bis sich diese leichte Eintrübung einstellt, darf man sich aber weiterhin über tiefe Werte freuen – etwa über einen weiteren Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit. So sind aktuell nur knapp 11'700 Menschen schon länger als ein Jahr als arbeitslos gemeldet, vor einem Jahr waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen.

(awp/spi)