Der SNB-Leitzins bleibe bei 1,75 Prozent, teilte die Notenbank am Donnerstag mit. Die in den letzten Quartalen deutlich gestraffte Geldpolitik wirke dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen, erklärte die SNB. Sie schliesse aber nicht aus, dass weitere Zinserhöhungen nötig werden könnten.
Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, sei die Nationalbank zudem weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. Im gegenwärtigen Umfeld stünden dabei Devisenverkäufe im Vordergrund, heisst es unverändert zu früheren Aussagen. Seit dem letzten Sommer verkauft die SNB ausländische Währungen gegen Franken, was die Schweizer Währung stützt. Eine starke Währung wiederum mildert den Effekt der importierten Inflation, weil ausländische Güter in Franken billiger werden.
Inflation bei 1,6 Prozent
Von Reuters im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB befragte Ökonomen hatte mehrheitlich eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte prognostiziert. Auch an den Finanzmärkten war gemäss den SNB-Zins-Futures seit der Zinserhöhung durch die EZB vor einer Woche ein Viertelpunkt-Schritt seitens der Nationalbank eingepreist.
Der unerwartete Entscheid führte an den Finanzmärkten zu einer Neupositionierung beim Franken und bei Schweizer Anleihen. Der Euro kostet heute Mittag 0.967 Franken, einen Rappen mehr als am frühen Morgen. Der Dollar-Franken-Kurs ist von unter 0.9 auf 0.906 Franken pro Dollar gestiegen. Die Renditen zehnjähriger Bundeslanleihen sind von von 1,1 auf rund 1 Prozent gesunken. Wenn festverzinsliche Anleihen von Investoren stark nachgefragte werden, steigen die Kurse, was die rechnerische Rendite bis Verfall schmälert.
Es ist die zweite grosse Überraschung in diesem Zinserhöhungszyklus. Im Juni vor einem Jahr erwischte die SNB mit einem unerwartet frühen und grossen Schritt von –0,75 auf –0,25 Prozent viele Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer auf dem falschen Fuss.
Die hereinkommenden Daten machen den Entscheid nachvollziehbar. Seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im Juni ist die Teuerung in der Schweiz leicht gesunken. Sie lag zuletzt mit 1,6 Prozent wieder innerhalb des SNB-Zielbandes von 0 bis 2 Prozent. Auch die Konjunktur hat deutlich an Fahrt verloren. Im zweiten Quartal stagnierte die Wirtschaft und die Frühindikatoren etwa aus der Industrie zeigen steil nach unten.
Auch Fed mit Zinspause
Im Ausland haben die wichtigsten Notenbanken zuletzt unterschiedliche Entscheide getroffen. Während die US-Notenbank Fed ihre Zinspause am Vorabend verlängerte, hat die Europäische Zentralbank vergangene Woche ihre Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte erhöht. Eine Zinserhöhungen wurde auch von der Bank of England für heute erwartet. Doch nachdem die Inflation im August tiefer ausgefallen war als erwartet, scheint die Sache nicht mehr so klar.
(reuters/awp/gku/rop)
1 Kommentar
Habe mich die letzten Tage gewundert warum alle Experten eine Erhöhung erwartet haben. Der starke CHF ist für die Exportwirtschaft jetzt schon ein harter Brocken. Eine weitere Zinserhöhung hätte nur die Mietpreise nochmals nach oben getrieben, folglich also nochmals einen Teuerungsschub. Es ist doch genau diese Ungewissheit mit der die SNB den Markt in Zügeln hält.