Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleiben Wechselkursinterventionen neben den Kurzfristzinsen ein zusätzliches Instrument der Geldpolitik. «Wir sind, wenn nötig, zu solchen Interventionen bereit«, betonte SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan am Dienstagabend an einer Rede in Genf. Der Schweizer Franken bleibe «signifikant überbewertet», sagte Jordan am «Rencontre économique» der Stiftung Finanzplatz Genf.
Die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen sei eine der beiden Säulen der gegenwärtigen Geldpolitik der Schweiz, so Jordan. Die andere Säule seien die Negativzinsen auf den Sichtguthaben bei der SNB. Die Schweizer Wirtschaft sei derzeit externen Schocks ausgesetzt, erinnerte er. Die SNB wolle die Geldpolitik so steuern, dass die kurzfristigen Kosten gering ausfielen und die in den letzen vier Jahrzehnten unabhängiger Geldpolitik erreichte Stabilität erhalten bleibe.
Zinssätze seit längerem im Abwärtstrend
Global gesehen seien die Zinssätze seit mehr als zwei Jahrzehnten auf einem Abwärtstrend, sagte Jordan. Dies widerspiegle zum einen die abnehmenden Inflationsraten. Andererseits hätten die «Quantitative Easing»-Programme mehrerer Zentralbanken im Anschluss an die Finanzkrise die Zinsen nahe an Null herangeführt. «In einer vernetzten Finanzwelt war es für die Schweizer Zinsen unmöglich, sich dem starken und hartnäckigen Abwärtstrend zu entziehen.» Dabei hätten sich die Zinsdifferenzen zwischen ausländischen und schweizerischen Zinssätzen verringert.
Die derzeitige Situation sei allerdings verschieden von derjenigen 2011, als die SNB den Mindestkurs einführte, betonte Jordan. Damals habe sich der Franken gegenüber allen Währung aufgewertet. «Heute wird die Situation durch die generelle Schwäche des Euro geprägt.»
Negativzinsen keine langfristige Massnahme
In diesem Umfeld habe die SNB Negativzinsen eingeführt, um die traditionelle Zinsdifferenz zwischen dem Euro und dem Franken teilweise wiederherzustellen. Auch wenn Negativzinsen schmerzhaft für Banken und für Investoren seien, so seien sie doch eine wichtige Massnahme um die «langfristige makroökonomische Stabilität» zu garantieren, so Jordan. «Es ist aber auch wichtig zu erkennen, dass Negativzinsen eine Antwort auf das derzeitige internationale Umfeld sind und kein langfristiges Gleichgewicht darstellen.»
(sda/mbü)