Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist in der Zwickmühle, wie sie die Stärke des Frankens zügeln kann, ohne von den USA als Währungsmanipulator bezeichnet zu werden.

Im Laufe der Jahre hatte die SNB immer wieder zu massiven Devisenmarktinterventionen gegriffen. Doch nun gibt es eine neue Komplikation: SNB-Präsident Thomas Jordan muss die Notwendigkeit, die Wirtschaft zu schützen, gegen das Risiko von Problemen mit dem US-Finanzministerium abwägen, das die Schweiz auf eine Beobachtungsliste gesetzt hat.

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Stärkster Franken seit 2015

Der Franken ist im bisherigen Jahresverlauf um 2 Prozent gegenüber dem Euro gestiegen und erreichte diese Woche mit 1,061 den stärksten Wert seit Mitte 2015. Der stetige Anstieg sollte die SNB zu Interventionen veranlassen, um ihn zurückzudrängen, doch die Daten deuten darauf hin, dass die Zentralbank am Markt nicht sehr aktiv war.

«Der Anstieg des Frankens hat uns überrascht, da wir dachten, dass die SNB die Toleranz für eine Währungsaufwertung inzwischen überschritten haben würde», sagte Olivia Alvarez Mendez, Devisenmarktanalystin bei Monex Europe gegenüber der Wirtschaftsagentur Bloomberg. Da die Schweiz wieder auf der US-Beobachtungsliste steht, «testen die Märkte den Widerstand der SNB».

Offizielle Statistiken über Interventionen werden nur einmal im Jahr veröffentlicht, aber die wöchentlichen Daten über die Sichteinlagen - die von den Geschäftsbanken bei der SNB gehaltenen liquiden Mittel - können Anhaltspunkte bieten. Ein Sprecher der SNB lehnte es ab, sich zu der Frage zu äussern, ob es Interventionen gegeben hat.

Coronavirus: Franken steigt auf höchsten Stand zum Euro seit 2015

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Intervention nach Brexit-Votum

Der Franken war schon einmal in der Nähe dieses Niveaus, als Grossbritannien im Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union stimmte. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen Beamte der Nationalbank tatsächlich zugaben, sie hätten interveniert. 

Zuvor hatte Jordan im Januar 2015 eine Marktbombe gezündet, indem es die Währungsobergrenze der SNB ohne Vorwarnung abschaffte.

Kein Handlungszwang

Die aktuelle Stärke des Frankens ist in der Risikoaversion der Anleger begründet. Diese flohen seit Anfang des Jahres wegen der Spannungen zwischen den USA und dem Iran und wegen dem Ausbruch der Epidemie des Coronavirus in China in den «sicheren Hafen» Franken.

Zudem schwächelt der Euro auch gegenüber dem britischen Pfund und dem Yen. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass die SNB bisher passiv blieb. Denn während der Euro im Schweizer Handel eine überdimensionale Rolle spielt, berücksichtigen die Entscheidungsträger der SNB die «allgemeine Währungssituation». 

Es gibt auch keinen wirtschaftlichen Handlungszwang. Das Wachstum hat sich verlangsamt, aber es ist keine Krise, und die Preise fallen nicht mehr so wie 2015. 

Wird SNB die Zinsen weiter senken?

Die Schweiz erfüllt in den Augen der USA bereits zwei von drei Kriterien, um ein Währungsmanipulator zu sein. Wenn sie vermeiden will, die Regierung von Präsident Donald Trump zu verärgern, könnte sie anstelle von Interventionen die Zinsen senken.

Diese liegen indes bereits auf einem Rekordtief von -0,75 Prozent. Jordan hat jedoch mehrfach gesagt, dass es Spielraum für eine weitere Senkung gebe. Das würde aber von den Banken, die die Minuszinsen für die Beeinträchtigung der Rentabilität verantwortlich machen, nicht begrüsst werden 

Die SNB sei wahrscheinlich vorsichtig, sagte David Marmet, ein Ökonom bei der Zürcher Kantonalbank. «Wenn sich die Coronavirus-Situation stabilisiert, dann denke ich, dass das derzeitige Niveau wahrscheinlich für die SNB akzeptabel ist.»

(gku | bloomberg)