Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins erneut angehoben. Der sogenannte SNB-Leitzins steigt um 0,50 Prozentpunkte. Damit liegt er neu bei 1,50 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte.

Im Vorfeld gingen die meisten Bankökonominnen und -ökonomen bereits von einer Leitzinserhöhung von 0,5 Prozentpunkten aus. Dafür sprach auch die Tatsache, dass die EZB diesen Schritt bereits letzte Woche vollzogen hatte. Damit bleiben die Zinsdifferenz stabil und der Franken attraktiv, was das Risiko von importierter Inflation durch Abwertung schmälert.

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Eine neuerliche Straffung des Leitzinses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) war im Urteil der Währungshüter «absolut notwendig», wie es SNB-Chef Thomas Jordan am Donnerstag in der Fragerunde mit den Journalisten ausdrückte.

Er verwies dabei auf die sich zunehmend verfestigende Inflation. «Je mehr sich die Inflation verfestigt, desto schwieriger wird es, sie zu bekämpfen», sagte Jordan im Nachgang zur geldpolitischen Lagebeurteilung. «Bei einem Verzicht auf eine Zinserhöhung hätten wir ein grösseres Problem», ist Jordan überzeugt. «Straffen wir zu spät, müssen wir später viel stärker anziehen mit allen negativen Folgen.»

Konkurs der CS hätte «schwerwiegende Folgen» gehabt

In seinen Ausführungen verteidigte der SNB-Direktor auch die am letzten Wochenende durchgepeitschte Übernahme der kriselnden Credit Suisse durch ihre Rivalin UBS. Die Nationalbank unterstützte das Vorhaben mit umfangreichen Liquiditätshilfen.

«Ein Konkurs der Credit Suisse hätte schwerwiegende Folgen für die nationale und internationale Finanzstabilität und für die Schweizer Wirtschaft gehabt. Dies zu riskieren, wäre verantwortungslos gewesen», sagte Jordan gemäss Redetext an der Medienkonferenz zur geldpolitischen Lagebeurteilung. Mit ihren Massnahmen hätten Bund, Finanzmarktaufsicht und die Nationalbank der Krise um die Credit Suisse Einhalt geboten.

Die Lösung sei unter hohem Zeitdruck erarbeitet worden, sagte Jordan. Denn sie sollte vor Marktöffnung in Asien in dieser Woche bereit sein. Die Nationalbank hatte zu dem Zeitpunkt angekündigt, dass sie zusätzliche umfangreiche Liquidität in Form von Darlehen zur Verfügung stellen würde, um eine erfolgreiche Umsetzung der Übernahme zu unterstützen.

Die SNB gewähre solche Hilfen im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufgabe, zur Stabilität des Finanzsystems beizutragen, erklärte Jordan. «Unsere Liquiditätsmassnahmen sind Kredite, die besichert sind und verzinst werden, und keine Geschenke», betonte der SNB-Chef explizit.

Laut Jordan steht zudem eine Ausgliederung des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse derzeit nicht zur Debatte. «Eine Abspaltung ist im Moment kein Thema», sagte der Nationalbank-Chef. Weiter betonte er, die UBS und die CS hätten sich zu dem von der Regierung eingefädelten Deal bekannt. Es sei nun «extrem wichtig, dass beide Parteien in den nächsten Wochen alles tun, um einen reibungslosen Abschluss zu gewährleisten», so Jordan.

Fed erhöhte am Mittwoch um 0,25 Prozentpunkte

Vor dem Entscheid der SNB setzte die US-Notenbank Fed schon am Mittwoch trotz des jüngsten Bankenbebens ihre Serie an Zinserhöhungen fort. Sie erhöhte den Schlüsselsatz um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent.

Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten kalifornischen SVB hatten zuletzt Spekulationen aufkommen lassen, dass die Fed nach rund einem Jahr der Zinserhöhungen nun pausieren könnte. Das ist nun nicht passiert.

(awp/reuters/bloomberg/mth)