Die Schweiz sucht nach Gründen für die Wohnungsnot. Es ist ein Schwarzpeterspiel im Gang, welches bereits einen Verlierer kennt: Airbnb. Der Online-Bettenvermittler wird als einer der Gründe genannt, wieso es in manchen Städten an freien Wohnungen fehlt. Zu viele Adressen würden über Airbnb Touristen angeboten, statt längerfristig Mieterinnen und Mieter dort wohnen zu lassen, so das Argument.

Ist Airbnb wirklich einer der Treiber für die Wohnungsnot? Welcher Anteil der Wohnungen wird über die Plattform vermarktet? Der Blick auf die detaillierten Zahlen zu einzelnen Schweizer Städten und Gemeinden gibt dazu Antworten.

In St. Moritz ist jede zehnte Wohnung auf Airbnb

In vielen Tourismusorten in den Bergen ist Airbnb tatsächlich eine Grösse im Wohnungsmarkt – in Saas-Fee oder Lauterbrunnen wird jede fünfte Wohnung über die US-Plattform vermietet, in Davos oder St. Moritz ist es jeweils fast jede zehnte.

Eine Nebenrolle spielt Airbnb hingegen in den grossen Städten, wo der Anteil der auf der Plattform ausgeschriebenen Wohnungen im sehr tiefen einstelligen Prozent-Bereich – oder sogar darunter – liegt. In Genf beträgt er 2,0 Prozent, in Basel 1,6 Prozent, in Zürich und der Tourismusstadt Luzern sogar nur 1,4 Prozent. 

Dieser Befund gilt sogar mit Blick auf einzelne Quartiere, das lässt sich aus dem Beispiel Luzern schliessen: Laut der Stadtverwaltung sind in der bei Touristen beliebten Altstadt nur 3 Prozent aller Wohnungen auf Airbnb angeboten (2022) – die höchste Quote auf dem Stadtgebiet beträgt 3,4 Prozent (Reussbühl).

Dabei gilt zu beachten: Nicht jede Airbnb-Wohnung wird dem Markt für Mietwohnungen entzogen. Die Zahlen sagen nichts darüber aus, wie viele der Wohnungen aktiv bewohnt sind und nur zeitweise auf Airbnb angeboten werden und wie viele als reine Ferienwohnungen gezählt werden müssten. 

Auch der Blick auf die Kantone zeigt ein ähnliches Bild: Airbnb-Unterkünfte machen einen kleinen Teil aller Wohnungen aus, Bedeutung hat der Konzern lediglich in den touristischen Kantonen Wallis (5,2 Prozent) und Graubünden (4,2 Prozent). Dort also, wo der Zweitwohnungsmarkt auch sonst besonders gross ist. 

 

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