Es gibt immer weniger Geldautomaten. Im Januar 2025 waren es 6071; ein Jahr davor zählte man 6419 und Anfang 2019 über 7000 Stück, so die Statistik der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Bankfilialen, auch ihre Zahl ist über die Zeit hinweg gesunken.
Die Nationalbank hat nun auch einen Grund für den Rückgang genannt. Es sind die Kosten, welche die Finanzinstitute für die Bargeldversorgung via Automaten und Geschäftsstellen tragen müssen.
Die Bereitstellung von Noten und Münzen koste die Finanzinstitute jährlich zwischen 640 und 880 Millionen Franken, heisst es in der aktuellsten SNB-Forschungsnotiz. In dieser Summe eingeschlossen sind die Bewirtschaftung von Geldautomaten und Filialen sowie die Bargeldverarbeitung.
Ein Grossteil der Kosten ist zumindest kurzfristig kaum veränderbar. Von den 640 bis 880 Millionen Franken entfallen zwischen 190 und 230 Millionen Franken auf das Personal und zwischen 190 und 280 Millionen Franken auf Investitionen in die Infrastruktur. Man kann also sagen, dass rund drei Fünftel der Ausgaben fix sind.
Unverhältnismässige Betriebskosten
Das bedeutet, dass der Betrieb von Geldautomaten und Filialen verhältnismässig ungünstiger wird, je seltener diese Zugangsstellen benutzt werden. Wie es die SNB formuliert, führen die fixen Kostenblöcke aufgrund abnehmender Volumen zu einem Anstieg der Transaktionskosten. «Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass Filialen und Geldautomaten in den letzten Jahren abgebaut wurden», heisst es in der Forschungsnotiz.
Das ist ein Teil der Wahrheit. Der andere: Die Zufriedenheit mit dem Bezugsnetz von Bargeld ist zwischen 2022 und 2024 auf hohem Niveau um 4 Prozentpunkte zurückgegangen, wie die am Dienstag vorgestellte SNB-Zahlungsmittelumfrage zeigt.
Pikant dabei ist, dass 43 Prozent der befragten Privatpersonen in den letzten zwei Jahren eine Reduktion der Möglichkeiten, Bargeld zu beziehen, beobachten. «Dies dürfte zur rückläufigen Zufriedenheit beigetragen haben», schreibt die SNB.
Folglich: Die Leute werden unzufriedener mit dem Bargeldbezugsnetz, weil dieses kleiner wird. Kleiner wird es aber unter anderem deshalb, da die Geldautomaten und Filialen aufgrund sinkender Volumen für die Finanzinstitute immer ungünstiger werden. Man muss also von einer Wechselwirkung zwischen der Bargeldnutzung und der Bargeldbereitstellung ausgehen.
Auch Junge wollen mehrheitlich Bargeld
Mit einer solchen Wechselwirkung haben sich Forscher der Universität St. Gallen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in einer gemeinsam verfassten und vor gut einem Jahr veröffentlichten Studie befasst. Sie schreiben, eine sinkende Nachfrage nach Bargeld könne die Finanzdienstleister beispielsweise dazu veranlassen, die Anzahl der in der Anschaffung und im Unterhalt kostspieligen Bancomaten zu reduzieren. Doch auch die Schliessung von Bankfilialen, die Reduktion von Bancomaten sowie die sinkende Akzeptanz von Bargeld bei Händlern «können einen Einfluss auf das Bezahlverhalten nach sich ziehen», so die Experten.
Jedenfalls aber: Laut der SNB möchten 68 Prozent der Bevölkerung Bargeld auch in Zukunft unverändert als Zahlungsmittel nutzen können. Weitere 27 Prozent nutzen Bargeld zwar selten, möchten aber, dass es weiterhin zur Verfügung gestellt wird. Selbst unter den Jungen, die besonders oft via App oder per Karte bezahlen, will nur eine weniger als 10-prozentige Minderheit, dass Bargeld abgeschafft wird.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Cash unter dem Titel «Warum Bargeld allmählich verschwindet».