Nichts bereitet der Schweizer Bevölkerung mehr Sorgen als die Krankenkassenprämien. Das zeigt das neue Sorgenbarometer der Credit Suisse.

Dieses Jahr sind die Prämien für die obligatorische Grundversicherung im Durchschnitt um 5,4 Prozent gestiegen, so die Schätzung des Bundesamts für Statisitk. Nächstes Jahr werden sie im Schnitt nochmals um 8,7 Prozent angehoben. Der Prämienschock folgt auf eine kurze Phase während der Pandemie, in der das Prämienwachstum gebremst war.

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Prämien klettern trotz sinkender Preise

Auf längere Sicht lässt sich nichts schönreden: Seit das BFS 1999 mit der Erhebung des Krankenversicherungsprämienindex (KVPI) begonnen hat, haben sich die Prämien verdreifacht. In der obligatorischen Grundversicherung ist der Anstieg noch grösser. Doch in der offiziellen Teuerung werde diese Kostensteigerung ausgeblendet, wird oft moniert. Wie kommt das?

Tatsächlich haben die Preise für die medizinischen Leistungen und Medikamente in der gleichen Periode nicht zugenommen. Sie sind im Landesindex der Konsumentenpreise unter «Gesundheitspflege» zusammengefasst. Dieser Teilindex liegt heute sogar 3 Prozent tiefer als vor 25 Jahren. In den letzten zehn Jahren sind die Preise im Gesundheitsbereich um ingesamt 6 Prozent gefallen.

Während die meisten Lebensmittel immer teuerer werden und allgemein die Inflation seit der Pandemie deutlich zugenommen hat, werden Medikamente und medizinische Leistungen also immer billiger.

Medikamente sind viel billiger

Und so sollten die Medikamentenpreise die Gesundheitskosten eigentlich massiv drücken: Denn sie sind seit der Einführung der obligatorischen Krankenversicherung im Jahr 1996 um fast 50 Prozent gesunken. Für vergleichbare Produkte bezahlen wir heute nur noch halb so viel wie in den Neunzigerjahren – trotz Inflation und höheren Löhnen. 

Die ambulanten ärztlichen Leistungen und die stationären Spitalleistungen sind zwar etwas teurer geworden, doch die Preisveränderungsrate ist tiefer als die Gesamtinflation. Das heisst, real – gemessen an der Kaufkraft – sind die Leistungen billiger geworden. Stark gestiegen sind einzig die zahnärztlichen Behandlungen. Und die sind nicht von der Grundversicherung gedeckt.

Und weshalb steigen dann trotzdem die Prämien? Ist der Preisindex fehlerhaft?

Mehr Beschwerden und bessere Therapien

An den explodierenden Gesundheitskosten ist nicht das Preiswachstum schuld, sondern die Mengenausweitung. Das heisst, wir konsumieren mehr davon, zu gleichen Preisen. Wir gehen öfter zum Arzt  – auch weil wir immer älter werden – und bekommen bessere und teurere Therapien. Das geht ins Geld.

Die Röntgenaufnahme des Knies nach einem Skiunfall zum Beispiel kostet heute möglicherweise weniger als vor zwanzig Jahren. Dafür gehen viele Leute zur Sicherheit doch noch in «die Röhre» für eine Computer- und Magnetresonanztomografie. Der Skiunfall wird auf einmal teuer.

Und das spürt man dann auch an den Prämien.