Seit der Jahrtausendwende steigen in der Schweiz die Preise für Immobilien fast ununterbrochen – so auch im letzten Quartal: Im Schnitt um 2,6 beziehungsweise 3 Prozent verteuerten sich die Häuser und Wohnungen laut dem neuen Immobilienmonitor der Credit Suisse zum Vorquartal. Wohneigentum ist inzwischen so teuer, dass es sich viele Schweizer nur leisten können, wenn sie sich beschränken: Sie nehmen bei der Lage, dem Ausbaustandard oder der Wohnfläche Abstriche in Kauf. Sie kaufen ihre Immobilie also beispielsweise nicht dort, wo viele wohnen wollen – in oder bei den grossen Städten – sondern in der Agglomeration oder auf dem Land.
Und jene, die trotz hoher Preise nicht aufs Stadtleben verzichten wollen, wählen vermehrt eine kleinere Wohnung. Entsprechend begehrt sind bescheidene städtische Eigentumswohnungen. In Zürich wechseln Einzimmerappartements derzeit nach nur gut zwei Wochen die Hand. Und in Bern sind Zweizimmerwohnungen nur acht Tagen ausgeschrieben, wie eine aktuelle Analyse von Homegate und dem Swiss Real Estate Institute Zürich aufzeigt.
Die Wohnfläche bei Bauprojekten schrumpft
Kleinere Objekte liegen im Trend: Wer sich früher ein Haus leistete, begnügt sich vielleicht jetzt mit einer Eigentumswohnung. Und Wohnungskäufer beschränken sich bei der Fläche. Investoren haben bereits auf diese Entwicklung reagiert: Seit der Jahrtausendwende ist die Wohnfläche von neuen Häusern und Wohnungen im Schnitt um fast zwanzig Quadratmeter auf 114 Quadratmeter gesunken. Neue Immobilien weisen heute also etwa ein halbes Zimmer weniger auf als noch 2001. Die Objekte sind wieder ähnlich gross wie in den 1990er-Jahren.
Die Entwicklung hin zu kleinen Wohneinheiten gibt es auch auf dem Mietwohnungsmarkt: Auch hier bauen Investoren zumindest in den Städten vermehrt kleine Wohnungen, weil die Nachfrage hoch und der Boden knapp sind: Für bescheidenere Appartements lassen sich angesichts der hohen Mieten in den Städten einfacher Mieter finden. Investoren setzen auch auf kleinere Einheiten, weil sie damit trotz der aufwändigeren Bewirtschaftung meist die besseren Renditen erzielen als bei grossen Wohnungen.
Singles und Senioren befeuern Nachfrage
Kleine Objekte sind für Bauherren aber auch wegen der gesellschaftlichen Entwicklung attraktiv. Die Schweiz altert, immer mehr Leute werden deshalb alleine leben. Es gibt immer weniger klassische Familienhaushalte, die Menschen wechseln ihre Lebenssituation häufiger – auch diese gesellschaftliche Entwicklung verstärkt die Nachfrage nach kleinen Wohnungen. Das Bundesamt für Statistik schätzt, dass die Nachfrage nach kleinen Wohnungen bis 2023 dreimal so stark steigt wie jene nach grossen Appartements.
Manche Immobilieninvestoren haben sich deshalb bewusst auf kleine Wohnungen spezialisiert: Einer dieser Anbieter ist die deutsche iLive, welche sogenannte Mikroappartements erstellt, die sich insbesondere für Studenten und Senioren eignen. Vor kurzem ist das Unternehmen in die Schweiz expandiert.
Es spricht alles dafür, dass die Nachfrage nach kleinen Wohnungen langfristig hoch bleibt. Auch auf kurze Sicht dürfte sich an diesem Trend nichts ändern: Die Credit Suisse rechnet mit steigenden Wohneigentumspreisen. Der Traum von den eigenen vier Wänden lässt sich für viele Immobilienkäufer weiterhin nur mit einem bescheidenen Objekt verwirklichen.