«Schwere Vorwürfe über ein nicht tolerierbares Führungsverhalten» haben zur Schliessung des Instituts für Astronomie an der ETH Zürich geführt. Das zuständige Professoren-Ehepaar befindet sich momentan in einem sechsmonatigen Sabbatical.
Die Vorwürfe in der NZZ am Sonntag waren heftig: Unter dem Titel «Die dunkle Seite der ETH» berichtete die Zeitung von schweren Vorwürfen bezüglich Machtmissbrauch, Mobbing und Abhängigkeiten am Institut für Astronomie an der ETH Zürich. Eine Professorin, die zusammen mit ihrem Ehemann das Institut aufgebaut hat, soll über zehn Jahre lang Doktoranden schikaniert haben.
«Es geht um nicht tolerierbarers Führungsverhalten»
Franziska Schmid, Mediensprecherin der ETH, nahm am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur sda Stellung und bestätigte, dass die Schulleitung seit Februar 2017 Kenntnisse von schweren Vorwürfen hatte. «Bei diesen Vorwürfen geht es um ein nicht tolerierbares Führungsverhalten.»
Die ETH habe die gravierenden Vorwürfe sehr ernst genommen. «Bereits drei Tage nach der Meldung wurden erste Gespräche geführt und als Sofortmassnahme die Doktoranden anderen Betreuern zugeteilt, um sie zu schützen.»
«Wir wollen klare Verhältnisse schaffen»
In einem weiteren Schritt wurde das Institut «still gelegt«: In diesem Fall bedeutet das, das Institut für Astronomie wurde per 1. September mit demjenigen für Teilchenphysik zum neuen Institut für Teilchenphysik und Astrophysik (IPA) zusammengeführt. Die Konstellation mit einem Ehepaar im selben Institut sei «sehr unglücklich« gewesen, sagte Schmid. «Wir wollten deshalb klare Verhältnisse schaffen.»
Das Professoren-Ehepaar ist momentan während sechs Monaten im Forschungsurlaub – einem sogenannten Sabbatical, auf den alle Professoren regelmässig Anrecht haben. «Dem Ehepaar wurde erlaubt, jetzt ihren Sabbatical zu beziehen.» Dies aufgrund der Vorkommnisse und um die Situation zu beruhigen, wie Schmid bestätigte.
Rückkehr geplant
Anschliessend kehren die beiden Astronomen an die ETH zurück, allerdings in zwei unabhängigen Professuren. Das heisst, sie sind nicht mehr in ein Institut eingebunden, sondern direkt dem Departement angeschlossen. «Sollte die Professorin in Zukunft wieder Doktoranden betreuen, werden wir sie dabei eng begleiten», sagte Schmid.
Sollten vertiefte Untersuchungen zu neuen Erkenntnissen führen, sind laut Schmid weitere Massnahmen möglich. Denn wie der ETH-Rat auf Anfrage bestätigte, beschäftigt auch er sich noch mit der Angelegenheit. Weitere Auskünfte werden mit Verweis auf das laufende Verfahren keine erteilt.