Was war Ihre erste Führungsrolle?
Jerun Vils: Meine erste Führungserfahrung habe ich im Gebirge gesammelt. Mehrere Winter arbeitete ich als Skilehrer. Die Aufgabe ist anspruchsvoller, als es auf den ersten Blick den Anschein macht. Skilehrer sind nicht nur sonnengebräunt und immer für etwas Unterhaltung zu haben. Sie tragen beim Skifahren mit kleinen und grossen Gästen viel Verantwortung, insbesondere im Bereich der Sicherheit. Man denke nur an Nebeltage, Neuschnee oder Kälteeinbrüche. Auch lernte ich zu motivieren, zum Beispiel im Dauerregen auf der Piste. Wer hat denn schon Lust, bei widrigen Bedingungen wie Dauerregen oder Nebel auf den Skiern zu stehen?
Können Sie sich noch an Ihren grössten Fehler als Führungskraft erinnern?
Als grösste Herausforderung bezeichne ich die angemessene Kommunikation. Es ist eine Kunst, im richtigen Moment und in angemessenem Umfang die entscheidenden Informationen und Botschaften im treffenden Ton an das zu definierende Zielpublikum zu richten. Gelingt dies, ist noch lange nicht sicher, dass die Nachricht beim Empfänger so angekommen ist, wie man sie abgesendet hat. Bei diesem Thema werde ich wohl ein Leben lang dazulernen.
Was haben Sie daraus gelernt?
Wichtig scheint mir, dass man seine Stärken wie auch seine Schwächen kennt und auch die Grösse hat, zu diesen zu stehen. Nur so kann es gelingen, sich weiterzuentwickeln, glaubwürdig zu sein und ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Mitarbeitenden aufzubauen.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Titel «Plötzlich Chef. Souverän in der neuen Führungsrolle» von Claude Heini und Irmtraud Bräunlich Keller. Im Ratgeber geben bekannte Schweizer Führungskräfte Auskunft über ihren Start als Vorgesetzte.
Das Buch ist in der Reihe «Beobachter Edition» in Zusammenarbeit mit der Handelszeitung und der Schweizer Kader Organisation SKO erschienen. Sie können es hier erstehen.