In kaum einem anderen Land Europas arbeiten so viele Frauen in Teilzeit wie in der Schweiz. Nach Ansicht des Zürcher Personalvermittlers Robert Walters ist darin einer der Hauptgründe zu finden, dass es selbst hochqualifizierten Frauen schwerfällt, bis in die Führungsetagen vorzudringen. Dabei ist es für die Schweizer Wirtschaft wichtig, vermehrt Frauen zu rekrutieren, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

In der Studie wurde vor allem untersucht, wie Unternehmen Gleichberechtigung sicherstellen und Frauen verstärkt in Führungspositionen gelangen können. Befragt wurden 200 Unternehmen, wobei 75 Prozent Frauen und 25 Prozent Männer beteiligt waren.

Handelszeitung.ch hat mit Studienautorin Atena Rabou gesprochen.

Was macht für sie eine gute Gleichberechtigungsnorm in einem Unternehmen aus?
Atena Rabou: Im Idealfall bauen Unternehmen interne Netzwerke zur Förderung von Frauen auf. Konkret bedeutet das die Vernetzung von Gleichgesinnten. Dabei sollen sowohl Männer als auch Frauen eingebunden werden und sich gegenseitig unterstützen. Als gute Beispiele können Mentorinnen oder Mentoren fungieren. Diese Vorbilder können beratend zur Seite stehen und aufzeigen, was es für konkrete Entwicklungswege gibt, aber auch, wie man mit bestimmten Situationen umgeht.

Wieso gibt es weniger Frauen in Führungspositionen?
In der Studie gaben Frauen an, weniger in Führungspositionen vertreten zu sein, da sie von den Vorgesetzten diskriminiert werden. Männer dagegen meinen, dass Frauen einfach weniger Arbeitsstunden und somit Erfahrung aufweisen und sich deshalb weniger für Managementposten qualifizieren als Männer.

Nehmen sich Frauen zu viele Auszeiten?
Im Gegenteil. Unter dem Strich nehmen sich Männer sogar mehr Auszeiten als Frauen. Danach ist es aber für Männer einfacher wieder in den Beruf einzusteigen.

Wieso?
Männer nehmen sich bewusst nach dem Studium oder aber zwischen zwei Stellen eine Auszeit und steigen danach wieder zu 100 Prozent ein. Frauen hingegen nehmen familienbedingte Fehlzeiten in Kauf und starten danach im Normalfall im Teilzeitpensum – um der jungen Familie willen. Dies hindert sie aufzusteigen oder Führungsrollen einzunehmen. Gerade letzteres kann schlecht im Teilzeitpensum oder von Zuhause aus gemacht werden.

Was braucht es für mehr Gleichberechtigung?
Unternehmen sollten Frauen spezifisch fördern und unterstützen. Sie sollten Alternativen anbieten, wie beispielsweise Home Office. Konkret sollte der Arbeitgeber mit der Arbeitnehmerin absprechen, was für Möglichkeiten bestehen und wie man am besten mit der jeweiligen Situation umgeht. Hier ist Kommunikation der Schlüssel.

Viele grosse Unternehmen haben Regeln zur Gleichberechtigung oder zur Förderung von Frauen, aber wie wird die Effektivität davon überprüft?
Es gibt viele unterschiedliche Herangehensweisen. Einer ist die Auswertung von Mitarbeiterumfragen. Ein anderer befasst sich damit, dass die berufliche Entwicklung von Mitarbeitern über längere Zeit gemessen wird. Natürlich wollen auch nicht immer alle dasselbe und entwickeln sich deshalb in andere Richtungen. Generell ist es aber wichtig ein gut funktionierendes Monitoring System zu haben, damit auch die Wirksamkeit der Massnahmen überprüft werden kann.

 

* Atena Rabou ist Mitautorin der Studie «Gender Diversity» und Marketing Managerin beim Personalvermittler Robert Walters.