Home-Office, Teilzeit, Job-Sharing: Flexible Arbeitsmodelle sind auch in der Schweiz auf dem Vormarsch. Eine neue Studie der Hochschule Luzern (HSLU) zeigt allerdings: Teilzeit ist nicht förderlich für die Karriere.

Die Studie basiert auf dem Diversity Index, den die HSLU zum dritten Mal erhoben hat. Diesmal machten 37 Grossunternehmen mit, von der UBS und Credit Suisse über ABB bis hin zu Roche, PWC oder Swisscom. Der Diversity Index setzt sich aus Dimensionen wie Geschlecht, Alter, Nationalität, Religion oder Gesundheit zusammen, zu denen die Unternehmen Fragen beantworten mussten.

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Nur zwei Prozent in Teilzeit

Die Erhebung zeigt: Wer an die Spitze will, sollte entsprechend Zeit investieren. Denn auf Stufe der Geschäftsleitung arbeiteten bei den untersuchten Unternehmen nur zwei Prozent in Teilzeit. Bei Mitarbeitenden mit Führungsfunktion waren es knapp zehn Prozent. Im Vergleich: Bei den übrigen Mitarbeitern - ausgenommen des Verwaltungsrats - sind rund 22 Prozent in einem Teilzeitpensum beschäftigt.

Quelle: HSLU

Verbreitung der Teilzeitstelle (HSLU)

Die Ergebnisse sind besonders für Frauen eine schlechte Nachricht. Denn 6 von 10 erwerbstätigen Frauen arbeiten derzeit in Teilzeit - bei den Männern sind es nur 1,7 von 10. Ihre Chancen aufzusteigen dürften also deutlich geringer sein. Ein Bericht von Advance, einem Firmennetzwerk für Gleichstellung, hatte zuletzt gezeigt, dass sogar eine kleine Reduktion des Pensums auf 80 oder 90 Prozent die Karriere negativ beeinflusst.

«Verschiedene Studien zeigen: man hat bereits bei einem Arbeitspensum von 80 Prozent weniger Profit-and-Loss-Verantwortung», sagt Anina Hille, Studienautorin und Projektleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ. P&L-Verantwortung bedeutet, dass eine Position nicht nur Kostenstelle ist, sondern einen Mehrwert, also Ertrag, für das Unternehmen generiert. «Das ist die Krux für Frauen», sagt Hille. «Sie arbeiten häufiger Teilzeit und gelangen so nicht in die entsprechenden Positionen.»

«Teilzeit-Männer»

Um dieses Problem zu lösen, haben erste Unternehmen entsprechende Programme gestartet, darunter die Swisscom. Sie stellt an der Konferenz «IFZ Diversity Update» in Zürich ein neues Projekt vor: den «Teilzeit-Mann». So will der Telekom-Gigant Teilzeitarbeit auch unter Männern möglich und geläufiger machen. Auch die Axa hat bereits ein Programm, um Teilzeit-Arbeitende in Top-Positionen zu bringen. Weiter setzen mehrere Firmen auf geschlechterübergreifendes Sponsoring und Mentoring.

«Im Endeffekt ist es nicht nur eine Struktur-, sondern eine Kulturfrage, wie Teilzeit-Mitarbeiter gefördert werden», sagt Hille. «Um Teilzeit-Angestellte in Top-Positionen zu bringen, braucht es eine Verankerung des Themas im Top-Management, sowie die Sensibilisierung und das entsprechende Mindset - geschlechterübergreifend.»

Dass hier noch Aufholbedarf besteht, zeigen Zahlen der HSLU-Diversity-Studie: Nur 24 Prozent der Unternehmen gaben an, eine eigenständige Diversity-Abteilung zu haben. 32 Prozent verfügten über eine fachverantwortliche Person. Und nur 71 Prozent dieser Abteilungen oder Personen waren direkt einem Mitglied der Geschäftsleitung unterstellt.

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