Werden die Immobilienpreise weiter steigen?
Ja. Die Gründe dafür sind einfach erklärbar:
- Die Ressource Land ist und bleibt knapp.
- Die Zentralbanken stellen weiterhin günstiges Kapital bereit.
- Die Zinsen sind nach wie vor sehr tief.
- Die Pandemie hat die Bedeutung von Wohnraum zusätzlich erhöht.
Wie gross ist das Risiko eines Immobiliencrashs?
Wir schätzen das Risiko als gering ein. Seit Jahren finanzieren die Banken Eigenheime auf der hedonischen Basis mit der Annahme eines Zinssatzes von 5%. Die Tragbarkeit wird für den Hypothekarkunden mit diesem Zinssatz gerechnet. Zusätzlich werden Amortisationen verlangt, also quasi ein «Zwangssparen» für den Kunden. Im Anlage- und Renditemarkt ist der Druck von Versicherungen, Pensionskassen und privaten Investoren nach wie vor sehr gross. Sollte sich also doch einmal jemand mit einem Renditeobjekt zu einem Verkauf entschliessen, so stehen sofort geeignete Abnehmer bereit.
Welche Art von Immobilien ist derzeit gefragt?
Im Investitionsmarkt sind das Wohnliegenschaften, Büroliegenschaften an gut erschlossenen Lagen und vermehrt auch Logistikimmobilien. Im Eigenheimmarkt sind folgende Eigenschaften ein Plus beim Verkauf: attraktive Aussenräume, intaktes Quartier mit Infrastruktur in Geh-/Fahrraddistanz, Grundrisse mit Raum für Rückzug oder Mehrfachnutzung, gute Möblierbarkeit, Privatsphäre mit Raum für spontane Begegnungen.
«Es wird wieder vermehrt eine höhere Zimmerzahl nachgefragt, auch für Einpersonenhaushalte.»
Haben die Pandemie und zunehmende Bedeutung von Homeoffice die Nachfrage nach Immobilien verändert?
Ja. Es wird wieder vermehrt eine höhere Zimmerzahl nachgefragt, auch für Einpersonenhaushalte.
Sie beraten Investoren bei der Entwicklung von Arealen. Sind attraktive Bauflächen heute noch einfach zu finden?
Nein. Und wenn es unbebaute Flächen sind, sind sie entsprechend teuer. Ältere Liegenschaften bieten viel Potenzial für Sanierung, Aufstockung oder Neubau. Der Schlüssel dazu sind gut geplante Bauten mit einer höheren Ausnutzung in Quartieren mit hoher Wohnqualität. Solche Projekte sollten nicht verhindert, sondern aktiv gefördert werden, damit genügend Wohnraum erstellt werden kann und die Preise nicht noch weiter steigen. Limitiert man die Neu- oder Ersatzbauten, erhöht man damit automatisch die Preise für die Nutzer.
Als weitere Dienstleistung helfen Sie Familien bei Fragen rund um Immobilien. Mit welchen Problemen sind Sie in dieser Rolle am häufigsten konfrontiert?
Die unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen von Familienmitgliedern führen oft dazu, dass eine Güterabwägung nötig wird, welche Prioritäten beim Umgang mit Immobilien setzt. Halten, verkaufen oder als Sacheinlage in eine Immobiliengesellschaft einbringen, das alles können Lösungen sein, auf die man sich einigen muss. Oft fehlt auch einfach das Kapital, damit die eine Seite die andere ausbezahlen kann. Wir sehen uns hier eher als Mediatoren in Immobilienfragen, da jeder Fall anders liegt.
Welches Vorgehen empfehlen Sie beim Verkauf von privatem Wohneigentum – und was sind Ihre Tipps für den Kauf?
Der Verkauf von privatem Wohneigentum ist oft die grösste Transaktion, die man im Leben als Privatperson macht. Es ist sinnvoll, dafür eine professionelle, lokale Unterstützung in Form eines akkreditierten Maklers (SMK) zu engagieren. Ein prozessorientierter Verkauf erhöht die Chance, für das Objekt den besten Preis zu erzielen, vielleicht auch mit einem Bieterverfahren. Beim Kauf eines Objekts geht eine klare Einschätzung der finanziellen Ressourcen voraus (Gespräch mit der Bank). Aber vor allem sollte man seinem Bauchgefühl vertrauen.
Anja Meyer beantwortete die Fragen schriftlich.
Thema per E-Mail folgen