Von den Detailhändlern kennt man es schon lange: Mit ihren Food-Produkten wollen sie den Kunden nicht nur Nährstoffe verkaufen, sondern darüber hinaus positive Effekte erzielen, etwa das Tierwohl fördern oder die Umwelt schonen.
Auch die Finanzindustrie versucht mit ihren Produkten vermehrt Effekte zu erzielen, die über die reine Rendite hinausgehen. Sie verfolgen ethische Ziele wie Umweltschutz sowie das Wohl der Mitarbeitenden und der Gesellschaft. Einige dieser Produkte widmen sich auch sehr spezifischen Themen, etwa jenem der Gender Equality. Damit sollen Frauenanliegen gefördert werden, sie sollen besser in den Firmen und deren Leitungsgremien vertreten sein.
Unter diesen Finanzprodukten gibt es natürlich teure und günstigere. Wie gross die Unterschiede sind, zeigt eine Analyse des Produktevergleichsportales Moneyland, das jene Finanzprodukte untersucht hat.
Insgesamt verglich Moneyland acht Fonds, ETF und Zertifikate, die positive Wirkung in Sachen Gender-Diversität versprechen und in der Schweiz erhältlich sind. Die Kosten dieser Produkte liegen zwischen 0,2 und 1,61 Prozent. Das teuerste Produkt ist also achtmal teurer als das günstigste (siehe Tabelle).
Vier davon sind aktive Produkte, vier von ihnen passive. Der Unterschied: Während die passiven Produkte lange in die gleichen Aktien investiert bleiben, sind bei den aktiven Produkten häufiger Transaktionen zu erwarten, das heisst, es werden Aktien verkauft und andere gekauft. Zudem sind aktive Produkte deutlich teurer als passive.
Um das zu rechtfertigen, müsste mit häufigeren Transaktionen an der Börse ein Mehrwert, also eine bessere Performance resultieren. Das ist aber gemäss vielen Studien selten der Fall. Weil passive Produkte günstig sind und in der Vergangenheit oft auch noch bessere Renditen boten, hatten diese in den vergangenen Jahren stark von gestiegenem Kundeninteresse profitiert. Trotzdem können Anlegerinnen sich entscheiden, auf aktive Finanzprodukte zu setzen.
Die zwei Gender-Equality-Produkte mit den geringsten Kosten sind passiv verwaltet. Das eine vom französischen Fondshaus Lyxor, das andere von der US-Investmentgesellschaft State Streed Global Advisors. Sie kosten je 0,2 Prozent. Das teuerste Produkt ist ein aktiver Fonds mit Kosten von 1,61 Prozent, der Global Gender Equality Equities vom niederländischen Fondshaus Robeco.
Das in der Schweiz prominenteste unter den untersuchten Angeboten ist das Zertifikat ElleXX Gender Equality Basket, das von der Plattform ElleXX in Zusammenarbeit mit der Migros Bank verkauft wird. Mit Kosten von 1,2 Prozent ist das aktive Zertifikat das zweitteuerste der acht untersuchten.
4 Kommentare
Wäre ich eine Maus, würde ich sagen: Langsam habe ich diesen Käse satt. Frauen brauchen keine anderen Produkte als Männer. Nur gute Berater und Beraterinnen mit der notwendigen fachlichen Ausbildung. Ich tendiere zu Beraterinnen, da sich diese mehr Zeit lassen und eher die Bedürfnisse von Frauen nachvollziehen können. Zudem würde ich diversifizieren und sicher nicht auf ein Produkt setzen. Teure Produkte mit geringer Performance muss man sich zudem leisten können. Ich beschäftige mich schon bald 20 Jahre mit dem Thema und habe selbst Produkte für Frauen entwickelt. Na ja und die Werbung: UBS glaubt, nur Frauen machen sich Sorgen über die Vorsorgelücken und den Klimawandel (deshalb dürfen sie auch das etwas teuere Produkt kaufen von dem wenigen? Geld). Bei der Migrosbank hauchen blutjunge Frauen ins Mikrofon, sie würden die Finanzen keinesfalls ihrem Partner überlassen. Wow, ist das bei der Migrosbank auch schon angekommen. Und was ist mit den Frauen, die längst ihre Finanzen im Griff haben, die wenden sich garantiert einer anderen Bank zu.
Und da die aktiv verwalteten langfristig eher selten den Markt schlagen, sollten Investoren unbedingt in passiv verwaltete ETF investieren...
Es gibt auf jeden Fall gute Gründe, um in passive Produkte zu investieren.
Nicht unbedingt. Es gilt z.B. auch abzuklären, wie die Methode zur Messung der "Gender-Equality" in Unternehmen gestaltet ist. "Nur" die Frauen in den VR oder GL zu zählen, greift zu kurz; wird aber genau so "simpel" angewendet bei gewissen Anbietern.
Bezüglich (Out-)Performance: In der FUW gabs am Samstag einen Artikel zum Thema, der bezüglich Rendite ein bisschen mehr Transparenz schaffte.