In der Schweiz dürfte auch dieses Jahr die Zahl leerstehender Wohnungen gestiegen sein - aber langsamer als in den Vorjahren. Das ergeben Hochrechnungen der Credit Suisse. Der Grund für den schwächeren Anstieg ist die gute Konjunktur.
Das Wirtschaftswachstum habe nicht nur zu einer Trendwende bei der Zuwanderung geführt, sondern dürfte auch die inländische Wohnungsnachfrage entscheidend gestützt haben, schrieb die CS in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie.
Jährlich erfassen die Gemeinden per Stichtag 1. Juni die leer stehenden Wohnungen. In den sieben Kantonen, die ihre Zahlen bereits veröffentlicht haben, sind die Leerstände um 1,5 Prozent gestiegen, nach 17 Prozent im Vorjahr. Ein geringerer Anstieg sei zuletzt 2012 beobachtet worden, schrieb die CS weiter.
Höhere Nettozuwanderung
Gesamtschweizerisch erwarten die Ökonomen der Grossbank aber eine stärkere Zunahme der Leerwohnungen von 5,5 Prozent. In den sieben Kantonen hätten sich Angebot und Nachfrage anders als in den verbleibenden 19 Kantonen etwas angenähert, begründeten sie. Während die Nettozuwanderung etwas angestiegen sei, dürfte die Ausweitung des Wohnungsbestandes an Tempo verloren haben.
Die gesamtschweizerischen Leerstände veröffentlicht das Bundesamt für Statistik (BFS) im September. Die Credit Suisse hat hochgerechnet, dass dann etwa 4'000 zusätzliche Leerwohnungen ausgewiesen werden dürften. Im Vorjahr waren es noch doppelt so viele. Insgesamt dürfte die offizielle Leerwohnungsziffer laut den Berechnungen der CS auf knapp 1,7 Prozent steigen von 1,62 Prozent. Das sei ein Wert, der zuletzt vor über 20 Jahren übertroffen worden sei.
Regionale Überangebote
Laut CS gibt es weiterhin regionale Überangebote bei Mietwohnungen. Auf der Suche nach Rendite und aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Bauland seien etliche Investoren auch in Agglomerationsgemeinden und ländliche Regionen ausgewichen - mitunter in solche, in denen das Nachfragepotential beschränkt sei, hiess es in der Studie. Bei Mietwohnungen dürfte die Leerwohnungsziefer auf 2,65 Prozent von 2,5 Prozent geklettert sein. Beim Wohneigentum sei dagegen das Angebot der sinkenden Nachfrage gefolgt.
In den Schweizer Grosszentren - die ihre Leerwohnungsziffern bereits veröffentlicht haben - könne derweil von Überangeboten weiterhin keine Rede sein, heilt die CS fest. In der Tendenz herrsche eine Wohnungsknappheit, die sich in den letzten Jahren leicht entspannt habe. Diese Entspannung habe sich dieses Jahr aber nicht fortgesetzt. Am knappsten seien leere Wohnungen in Zürich (0,14 Prozent) und Lausanne (0,36 Prozent).
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(awp/gku)