Nicht überall, wo Bell draufsteht, ist auch Fleisch drin: Jeden fünften Franken setzt das Unternehmen bereits mit Vegi-Produkten um. Und es will in diesem Bereich weiter wachsen. Doch Bell steht nach wie vor zum Kerngeschäft mit Fleischprodukten.
Bell sieht im vegetarischen und Convenience-Bereich für die Zukunft gute Chancen. Im Gegensatz zum mehr oder weniger gesättigten Fleischmarkt böten die Segmente Convenience und vegetarische Produkte nämlich hohe Margen und ein grosses Wachstumspotenzial, schreibt das Unternehmen in seinem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht.
«Die vegetarischen und veganen Fleischalternativen konnten ihr Wachstum im vergangenen Jahr sogar verdoppeln», erklärte Mediensprecher Davide Elia gegenüber AWP. Der Anteil des Umsatzes aus dem Convenience-Bereich beträgt aktuell 26 Prozent, davon sei der grösste Teil der Produkte vegetarisch.
Neue Produktionsstätten in Österreich und Deutschland
In der Schweiz, in Deutschland und Österreich verstärkt Bell nun die Herstellung und Entwicklung von neuen solchen Produkten und will seinen Marktanteil in diesen Segmenten weiter ausbauen. Dies soll unter anderem in den beiden neu eröffneten Produktionsstätten geschehen, die das Unternehmen in Marchtrenk (AT) und Wünnenberg (DE) eröffnet hat.
Gerade im lukrativen Vegi-Markt wächst allerdings auch die Konkurrenz rasant, wie Elia bestätigt. Allein bei Coop, der Mutterfirma von Bell, gibt es im Sortiment unzählige vegane Burger, veganes Hack oder pflanzliches Poulet von Marken wie «Garden Gourmet» (Nestlé), «The Vegetarian Butcher» (Unilever), «Happy Vegi Butcher» (Orior), aber auch Coop-Eigenmarken wie Karma oder Produkte von Firmen wie Planted oder Beyond Meat. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, setze Bell fast ausschliesslich auf Schweizer Produktion und auf qualitativ hochwertige Rohstoffe. «Wir sind beispielsweise der grösste Bio-Tofu-Produzent in der Schweiz», so Elia.
Aber Vegi-Trend hin oder her: Bell bleibt im Herzen eine Fleisch-Firma: «Wir verstehen uns als Food-Anbieter mit einem starken Kerngeschäft für Fleisch und Fleischwaren, aber eben auch mit einem wachsenden Convenience-Anteil», sagte Elia.
Fleisch beliebt in der Coronakrise
Gerade während der Coronakrise hat sich nämlich gezeigt, dass die Schweizer Konsumenten immer noch gerne Fleisch essen. Denn im Detailhandel konnte das Unternehmen während der Pandemie im Fleischwaren-Kerngeschäft am stärksten zulegen. Dabei habe es Bell auch geholfen, dass die Schweizer Konsumenten für ihre Einkäufe nicht ins grenznahe Ausland fahren konnten.
Das Kerngeschäft mit Fleisch, Geflügel, Charcuterie und Seafood wird weiter ausgebaut. Dafür modernisiert die Gruppe am Standort Oensingen ihre Produktionsanlagen. Das sei laut Elia aber schon länger geplant gewesen und hat nicht mit der gestiegenen Nachfrage während der Coronakrise zu tun.
Bis im Jahr 2025 investiert Bell insgesamt rund 1,4 Milliarden Franken in seine Betriebe weltweit, mit etwa 290 Millionen in den Jahren 2021 bis 2024 und weiteren 230 Millionen im Jahr 2025. Ein grosser Teil davon werde in der Schweiz investiert.
(awp/gku)