Den Traum vom Eigenheim hegen viele: die eigenen vier Wände, dazu ein kleiner Garten, zwei Schlafzimmer und eine grosse Küche. So sieht das grosse Glück aus.

Doch eine neue Studie zeigt: Mit dem Kauf von Immobilien wird man langfristig nicht glücklicher. Zu diesem Schluss kamen die beiden Professoren Alois Stutzer und Reto Odermatt von der Universität Basel.

Studie mit Fokus auf den Hauskauf

Bei der am Dienstag veröffentlichten Studie stand die Frage im Zentrum, ob materielle Güter langfristig glücklicher machten als immaterielle. Dabei fokussierten sie sich auf den Immobilienkauf; interessierte Käuferinnen und Käufer bewerteten ihre Zufriedenheit kurz vor dem Kauf und beantworteten die gleichen Fragen fünf Jahre später wieder.

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Das Resultat: Viele überschätzten die erwartete Zufriedenheit. Vielmehr folgten sie den Wertvorstellungen anderer als den eigenen und hätten so auf längere Zeit falsch entschieden. Im besagten Beispiel mit dem Haus: Sie erwarteten, dass der Hauskauf sie auf Dauer glücklich machte.

Dabei unterschätzten sie aber, dass ein Eigenheim neue Probleme mit sich bringt und nach einer Weile Gewöhnungseffekte einsetzten, die das empfundene Glück dämpfen. Statusorientierte Menschen, die sich vermehrt auf Geld und Erfolg fokussierten, überschätzten den Glücks-Effekt noch stärker als Menschen, die Familie und Freundschaft priorisierten.

Auch ohne Eigenheim: Die Schweiz belegt Spitzenplätze in Glücks-Ratings

Durch die gestiegenen Immobilienpreise ist aber der Traum vom Eigenheim sowieso für viele Schweizerinnen und Schweizer unerreichbar geworden. Trotzdem stehen die Eidgenossen aber regelmässig weit oben in den Glücks-Ratings. So erreichte sie im Jahr 2022 im World-Happiness-Report den vierten Rang, kurz hinter Finnland, Dänemark und Island.

Was auffällt: Es sind alles nordische Länder, die anscheinend glücklich sind. In der subjektiven Wahrnehmung aber erwarten viele, dass Südländerinnen und Südländer in der warmen Sonne glücklicher sein sollten. Wenn die Gründe also nicht bei der Anzahl Sonnenstunden oder beim Hauskauf liegen, weshalb erreicht die Schweiz Spitzenplätze?

Der Grund ist in den Rating-Kategorien zu finden, mit denen die Forscher und Forscherinnen die Ergebnisse von Glücksstudien voraussagen. Das Ziel des World Happiness Reports ist es, subjektive Meinungen statistisch messbar und somit objektiv wiederzugeben.

Dabei unterscheidet der Report die Kategorien BIP pro Kopf, soziale Unterstützung oder die Lebenserwartung. Aber auch die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, die vorhandene Grosszügigkeit sowie die wahrgenommene Korruption im Land fliessen in das Ranking mit ein.

Fortschreitende Entwicklung dank BIP

Während die Schweiz Verbesserungspotenzial hat in Bezug auf die Grosszügigkeit oder die soziale Unterstützung, brilliert sie beim BIP pro Kopf: Weltweit weist die kleine Schweiz das zweithöchste BIP pro Kopf auf, nur geschlagen vom noch kleineren Luxemburg.

Warum aber beeinflusst das BIP ein objektives Glücks-Ranking derart stark? Ein hohes BIP geht meist einher mit einer grossen Kaufkraft und unentgeltlichen Aspekten wie Bildung oder einem gut ausgebauten Gesundheitswesen.

Das hilft, den Entwicklungsstand eines Landes im Ganzen zu verstehen und bringt die Vermutung nahe, dass die Leute im Land glücklich sind – da es ihnen weder an Gesundheit noch an Bildung mangelt.

Entwicklungsstand als Wohlstandsindikator

Genau dieses Element widerspiegelt auch der Human Development Index. Der Index entstand als Gegenreaktion zu bestehenden Ratings. Er kritisierte, dass ein Grossteil der Ratings nur auf dem Wirtschaftswachstum basiert statt auf den Menschen und ihren Fähigkeiten.

Der HDI hingegen basiert auf drei Säulen: ein langes und gesundes Leben, der Zugang zu Wissen und ein angemessener Lebensstandard. Auch ohne Wirtschaftsfaktor erreicht die Schweiz beim HDI hervorragende Ergebnisse: Seit über zehn Jahren wechselt sie sich mit Norwegen auf dem ersten Platz ab. Aktuell haben die Eidgenossen die Nase vorne – mit einem Vorsprung von 0,001.

Um glücklich zu sein, braucht es also kein Eigenheim. Dafür hilft eine starke Wirtschaft – aber nur in Zusammenhang mit einer guten Bildung und einem zugänglichen Gesundheitswesen. Wenn dabei auch die Ferien in den warmen Süden drinliegen, dann steigert das das Wohlbefinden der Schweizerinnen und Schweizer zusätzlich.