Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff spricht Klartext. «Die Knappheit im Wohnungsmarkt ist das grösste Problem der Schweiz, nicht die Konjunktur und auch nicht die Inflation», schreibt er in einer Kolumne. Selbst wenn im Ausland die Preissteigerungen anhalten und selbst wenn Putin die europäische Wirtschaft in eine Rezession drückt: Die Schweiz dürfte das alles relativ gut überstehen.
«In den USA galoppieren die Löhne schon gehörig davon», wie Neff mit Blick auf die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale schreibt. «Doch Europa beschäftigt sich hauptsächlich mit seinem Energieengpass und hängt am Tropf von Putin, der indes schon mehrfach gezeigt hat, wie unzuverlässig er tatsächlich ist.»
«Es kommt einem so vor, als hänge die Konjunktur an einem seidenen Faden, der jederzeit reissen könnte», so Neff weiter. Denn im Herbst könnte Corona wieder zum Problem werden – zusätzlich zur Inflation und zur Energiekrise.
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In einem solchen Umfeld Prognosen abzugeben, sei in der Tat nicht einfach. Aber eines sei gewiss: «Die Schweiz wird, egal was kommt, als relativer Sieger dastehen. Im Falle einer sanften Landung wäre der Wachstumsrückgang wohl moderat und weniger ausgeprägt als im Ausland.»
Rendite auf Obligationen
Sollte die Konjunktur gar allen Unkenrufen zum Trotz nochmal richtig Fahrt zulegen, würde die Schweiz wohl überdurchschnittlich davon profitieren, schreibt der Raiffeisen-Chefökonom. Auch die Inflation bleibe hierzulande in ganz anderen Grössenordnungen als in Europa oder den USA, was auch mit der starken Währung zu tun hat, welche die Importrechnung etwas vergünstige.
«Man kann also getrost zuversichtlich sein in der Schweiz, im schlimmsten Fall mal wieder mit einem blauen Auge davonzukommen.»
Neff rechnet damit, dass die SNB bald mit dem «kläglichen» Negativzinsregime brechen dürfte. Entsprechend erwartet er Rendite auf Bundesobligationen – für 10-Jährige Anleihen soll es knapp über 1 Prozent geben.
«Das würde heissen, dass sich zehnjährige Festhypotheken bei etwa 2 bis 2.5 Prozent einpendeln dürften», so Neff. «Der Immobilienmarkt wird in diesem Umfeld relativ an Attraktivität einbüssen, aber er wird auch keinen Crash erleben, schon gar nicht der Markt für selbstgenutztes Wohnen.»
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