Die Raiffeisen senkt die Prognose für den Eurokurs. Die Bank erwartet ein weiteres Absinken und sieht bereits die Parität am Horizont. «Die Euro-Parität dürfte nun mehr nur noch eine Frage der Zeit sein», heisst es im Währungsupdate vom Mittwoch.

Die steigenden Infektionszahlen und die Entdeckung der Omikron-Variante hätten die Corona-Sorgen der Anleger befeuert, schreiben die Raiffeisen-Ökonomen in der Begründung. Daher sei der Euro bis auf knapp über 1.04 Franken gefallen. Die Schweizerische Nationalbank stemme sich nur verhalten gegen den neuerlichen Aufwertungsdrang des Frankens. «Grund sind deren Währungskorbbetrachtung sowie die wachsende Inflationsdifferenz zwischen Eurozone und Schweiz

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Aktuell sehen wir keine Impulse für eine nachhaltige Erholung des Euro», heisst es weiter. Raiffeisen-Experten gehen auch davon aus, dass sich der Franken zum Dollar aufwerten wird. Auf 12 Monate hinaus sieht sie das Währungspaar bei 0.90 US-Dollar pro Franken. Aktuell liegt der Kurs bei 0.92. 

SNB unter Druck

«Angesichts der hartnäckigen Inflation erwägt die US-Notenbank Fed ihre Anleihenkäufe schneller zurückzufahren als bisher geplant», so die Begründung. Damit wäre sie bei Bedarf bereits vor kommendem Sommer in der Lage, Zinserhöhungen einzuleiten. Dies habe dem US-Dollar zuletzt spürbar Aufwind gebracht. Für den «Greenback» von Nachteil sei aber die im Dezember anstehenden Diskussionen um die Schuldenobergrenze und das Budget fürs kommende Haushaltsjahr.

«Darüber hinaus belasten die strukturellen Ungleichgewichte gegenüber dem Schweizer Franken», so die Raiffeisen.

Diese Entwicklungen bringen die Nationalbank unter Druck – in einer Zeit, die vom Wechsel geprägt ist. SNB-Vize geht Mitte 2022 in den Ruhestand. Er gehört dem Leitungsgremium seit August 2012 an. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird vom Bankrat, dem Aufsichtsgremium der Zentralbank, nominiert und auf dessen Vorschlag vom Bundesrat eingesetzt.

Rendite vernichtet

Der letzte Wechsel im Leitungsgremium der SNB fand vor sechs Jahren statt. Per Anfang Juli 2015 hatte der Bundesrat Andréa Maechler als erste Frau ins Direktorium der SNB gewählt.

Ein starker Franken verteuert die Produkte der exportierenden Industrie, macht aber Importe etwas günstiger (was wiederum die Inflations-Gefahren etwas abschwächt). Darüber hinaus birgt der Franken ein Währungsrisiko für Anleger. Wer Aktien von Amazon, Tesla oder Apple hält, kauft die Produkte in Dollar. Die Rendite schmilzt durch die kräftige Aufwertung des Frankens. Noch schlimmer sieht es aus, wenn Aktien aus dem Euroraum im Portfolio liegen.

Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung durch die SNB steht am 16. Dezember 2021 an. 

Franken stark, Euro schwach: Muss uns das kümmern?

Der Franken ist wieder im Rampenlicht. Das Problem ist aber die Inflation, schreibt «Handelszeitung»-Redaktor Ralph Pöhner. Aus den USA, aus dem Euroraum, aus Grossbritannien werden alle vier Wochen Teuerungsraten vermeldet, die über den Erwartungen liegen. Kaputte Lieferketten heizen die Preis-Sorgen zusätzlich an. Derweil darf das eidgenössische Bundesamt für Statistik unverdrossen Inflationsraten im Null-Komma-Irgendwas-Bereich verkünden.

Die Entwicklung des Frankens folgt deshalb dem Lehrbuch: Geld aus Ländern mit hoher Inflation fliesst in Länder, wo die Preise stabiler sind. Dazu kommen die Unsicherheiten des zweiten Corona-Winters: Der Franken-Muskel-Mix ist gezaubert. 

Für die Realwirtschaft muss das in der jetzigen Phase kein Schreckmoment sein. Einkaufstourismus ist zwischen 2G, 2G+ und 3G ohnehin nicht besonders angesagt. Und die Währungskurs-Problematik erschwert zwar die Exporte, doch andererseits können die hiesigen Unternehmen mit ihrem soliden Franken umso besser einkaufen auf den Rohstoff- und Halbfabrikats-Märkten. 

Mehr lesen Sie hier in der Analyse. Oder hier beim Text zur Inflation (Abo+).