Travail.Suisse beurteilt die diesjährige Lohnrunde als ungenügend. Obwohl es der Schweizer Wirtschaft gut gehe, profitierten die Arbeitnehmenden kaum davon und die Löhne stagnierten, kritisiert der Dachverband der Arbeitnehmenden.

Zwar sei positiv, dass es für die Arbeitnehmenden nur ganz selten Nullrunden gebe, heisst es in einer Mitteilung zu einer gemeinsamen Medienkonferenz von Travail.Suisse und den angeschlossenen Verbänden Syna und transfair vom Montag. Für einen Grossteil der Arbeitnehmenden würden die Löhne zwischen 0,5 und 1,5 Prozent steigen, wobei Lohnerhöhungen deutlich über einem Prozent aber Seltenheitswert hätten.

Mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre sei dieses Ergebnis aber ungenügend. «Wir beobachten in den letzten Jahren ein Auseinanderdriften von Wirtschaftsentwicklung und Lohnentwicklung», wird Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse in der Mitteilung zitiert. Deshalb seien immer mehr Arbeitnehmende unzufrieden mit ihrem Einkommen - «das birgt politische Sprengkraft».

Fokus zu stark auf individuellen Massnahmen

Lohnstagnation und drohender Kaufkraftverlust der Arbeitnehmenden werde verstärkt durch die Verteilungspolitik der Unternehmen und Branchen, gibt Travail.Suisse zu bedenken. Während noch vor 10 Jahren zwei Drittel der Lohnerhöhungen als generelle Massnahmen allen Arbeitnehmenden zugute kam, liege insbesondere seit 2013 der Fokus zu stark auf individuellen Massnahmen.

Dadurch könnten nicht alle Arbeitnehmenden von Lohnerhöhungen profitieren - es drohten Intransparenz, Willkürlichkeit und Kaufkraftverlust. «Gerade Wenigverdienende, Teilzeitarbeitende und Frauen werden von der individuellen Verteilung benachteiligt», so Fischer.

Dass es auch anders geht, beweisen laut Travail.Suisse einzelne Beispiele aus der Lohnrunde 2020. Für den Dachverband ist klar, dass zum Ausgleich der Teuerung zukünftig die Lohnerhöhungen wieder vermehrt generell ausgerichtet werden müssen.

(sda/gku)

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