Was haben Moderator Günther Jauch, Schauspieler Gérard Depardieu, Sängerin Kylie Minogue und Rapper Jay-Z gemeinsam? Sie sind Superstars. Und sie keltern ihren eigenen Wein. Und das mitunter sehr erfolgreich.

Ein Urgestein im Geschäft ist Depardieu. Der Obelix-Darsteller trank zeitweise nicht nur bis zu 14 Flaschen Wein am Tag, er besitzt auch gleich selber 14 Weingüter. Der Rebbau in Frankreich lockte aber nicht nur den gebürtigen Franzosen. John Malkovich, bekannt aus Filmen wie «R.E.D.» oder «Being John Malkovich», dreht für einmal nicht an einem Set, sondern treibt sich im Rebberg im südfranzösischen Lacoste um. Seine Spezialitäten: sortenreiner Pinot noir, Cabernet Sauvignon und Cuvées aus den beiden von den Côtes du Rhône. Kräftig dank vieler Sonnenstunden.

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Kaum zwei Autostunden von ihm entfernt investierte das Promipaar schlechthin: Brad Pitt und Angelina Jolie – kurz Brangelina. Sie gaben sich, als alles noch im Grünen war, das Ja-Wort in einer kleinen Kapelle in der Provence und kauften 2012 das Weingut Miraval. Der Hausrosé, erschwinglich im Preis, in bauchiger Flasche mit goldenem Emblem, holte 2013 den Titel als «weltweit bester Rosé».

Inzwischen ist die Ehe der beiden aus und sie streiten vor Gericht, den Rosé gibt es aber immer noch. Nur mehr unter dem Namen Pitt & Perrin. Nebst der Bekanntheit von Pitt ist der Name von Marc Perrin der Hauptgrund, warum der Wein gut läuft. Der Starwinzer liess sein Wissen in den Rosé einfliessen.

Pitts Wein ist ein Wein für alle. Das gilt für fast alle Promiweine. Schlecht müssen sie deswegen nicht sein. Denn der Promifaktor zieht nicht nur Kunden, sondern auch Weinexpertinnen an. Sie stellen den Show-Sternchen ihr Wissen zur Verfügung und machen aus den Weinen mehr als reine Namensträger.

Typisch: 19 Crimes – Cali Red Snoop Dog

Eine amerikanische Wucht ist der Rapper Snoop Dogg, aber auch sein Wein 19 Crimes. Die Cuvée aus Zinfandel, Merlot und Petite Syrah ist wuchtig, schwer und gsüffig. Noch dazu mit kleiner Restsüsse. Das Highlight ist aber Snoop Dogg selber auf dem Etikett, der dank Augmented Reality auf dem Handy zum Leben erwacht und sein Crime erzählt.

19 Crimes, Snoop Dogg, Kalifornien, USA, 2021, Rotwein, 14.95 Franken, 14 Volumenprozent Alkohol.

Klar, es gibt Ausnahmen mit mehr Schein als Sein. Dem Rapper Jay-Z etwa war ein einfacher Wein nicht gut genug. Es musste ein Champagner sein. Einer, in goldener Flasche, mit dem Namen «Ace of Spades» und dem hübschen Preis von 300 Franken die Flasche. Inzwischen ist auch der Luxuskonzern LVMH zu 50 Prozent an seinem Champagnerhaus beteiligt. Besser macht es den Wein deswegen nicht.

Jay-Z ist aber eine Ausnahme. Pitts Rosé, Günther Jauchs Riesling, Dieter Meiers Malbec oder der Toskana-Wein «Message in a Bottle» des Rocksängers Sting sind alles Weine fürs kleinere Portemonnaie. Weine, die die Masse überzeugen, eine Geschichte erzählen – und qualitativ gut genug sind, um auch jene zu überzeugen, die die Stars gar nicht kennen.

In dieser Kolumne schreiben die «Handelszeitung»-Redaktoren Michael Heim und Ben Müller sowie die Autorin Tina Fischer alternierend einmal im Monat über Bier und Wein. Fischers Familie besitzt eine gleichnamige Weinhandlung; sie selbst schreibt aber lieber über Wein, als dass sie ihn verkauft.