"Wenn die Gewerkschaften die Erwartung schüren, jeder bekomme 5 bis 6 Prozent mehr Lohn, ist das Augenwischerei", sagte Vogt in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Das wüssten auch die Gewerkschaften. Viele Unternehmen hätten auch nach der Pandemie nur beschränkt Möglichkeiten, die Löhne per Giesskanne zu erhöhen. "Im Vordergrund stehen individuelle Lohnerhöhungen."
Die Äusserungen von Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard es gäbe politische und soziale Unruhen, würden die Lohnforderungen nicht erfüllt, hält der Arbeitgeber-Präsident für unseriös. Sie hätten "nichts mit der Realität zu tun". Vogt macht aber eine Kräfteverschiebung hin zu den Arbeitnehmenden aus. Damit müssten sich die Unternehmen arrangieren. "Wer seine Leute halten will, muss ihnen ein gutes Gesamtpaket bieten", so Vogt.
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs würden zudem noch lange spürbar bleiben. "Die Idee, dass nach dessen Ende wieder Normalität einkehrt, erachte ich als unrealistisch." Vogt erwartet einen wirtschaftlichen Abschwung. "Es braut sich gerade eine toxische Mischung von Unsicherheitsfaktoren zusammen." In der Europa- und Energiepolitik müsse der Bundesrat eine bessere Figur machen.