Trotz Inflation, trotz Energiekrise, trotz konjunktureller Abkühlung: 41 Prozent der Schweizer Firmen wollen trotz aller Widerwärtigkeiten in nächster Zeit Personal einstellen. Auf der anderen Seite planen nur 16 Prozent Entlassungen. Dies ergab die neuste Quartalsumfrage des Personaldienstleisters Manpower Group, welche am Donnerstag veröffentlicht wurde.

«Die Beschäftigungsaussichten sind damit immer noch positiv», sagte Manpower-Group-Schweiz-Chef Jan Jacob zur Nachrichtenagentur AWP. Im Vergleich zum vierten Quartal 2022, als die Umfrage letztmals durchgeführt wurde, habe sich die Absicht, Mitarbeiter anzustellen, sogar noch etwas akzentuiert.

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Verlangsamung in einigen Sektoren

Allerdings gebe es doch auch Anzeichen für «eine gewisse Verlangsamung», so Jacob. So hätten sich die Beschäftigungsaussichten im Vergleich zum Vorquartal in drei von neun Wirtschaftszweigen eingetrübt. Besonders ausgeprägt sei dies im Bereich «Konsumgüter und Services», zu dem etwa der Detailhandel zähle. Auch im Life-Science-Bereich sei der Trend rückläufig. «Hier dürfte der von einem grossen Schweizer Pharmaunternehmen angekündigte Stellenabbau ausstrahlen», so Jacob.

Hingegen boomen gemäss der Umfrage die Sektoren IT und Logistik. Aber auch in der Industrie, welche die Abkühlung in wichtigen Exportmärkten üblicherweise zuerst zu spüren bekommt, sind die Beschäftigungsaussichten gut.

Jacob erklärt sich die insgesamt positiven Perspektiven mit dem Fachkräftemangel. «Dieser hat eher noch an Breite gewonnen.» So mangle es in vielen Lehrabschlussberufen an Personal. Verschärft werde die Situation durch die geringere Zuwanderung und die Pensionierung der Babyboomer-Generation.

Zuwanderung allein hilft nicht

Was die Zuwanderung betrifft, erwartet Jacob keine baldige Trendwende. So habe die Pandemie die Werteskala verschoben. «Weniger Leute sind bereit, wegen eines höheren Gehalts, das vertraute Umfeld zu verlassen.» Die Migration bleibe gleichwohl enorm wichtig, um die Schweizer Wirtschaft am Laufen zu halten, meint Jacob.

Ein weiteres Rezept gegen den Fachkräftemangel sei der Einbezug der Generation 55plus. «Ältere Arbeitskräfte sind tatsächlich auch wieder deutlich gefragter, dies belegen die neusten Statistiken.» Massnahmen gegen den Fachkräftemangel seien ausserdem flexible Arbeitsmodelle. Ein Trend seien ausserdem firmeninterne Ausbildungsakademien.

Wegen des Fachkräftemangels zeichnet sich laut der Umfrage also kein Einbruch am Schweizer Arbeitsmarkt ab. Etwas ändern an der positiven Perspektiven könnte allerdings ein konjunktureller Einbruch, räumte Jacob ein. «Sollte das BIP-Wachstum klar unter 1 Prozent fallen, sieht es schlechter aus.»

Für die Manpower-Group-Umfrage wurden laut den Angaben über 500 Arbeitgeber befragt.

(awp/mth)