Die chinesische Zentralbank bekommt einen neuen Chef. Der bisherige Vize Pan Gongsheng sei am Dienstag zum obersten Währungshüter ernannt worden, berichteten Staatsmedien übereinstimmend. Der 60-Jährige löst damit Yi Gang an der Spitze einer der mächtigsten Notenbanken der Welt ab, der diese seit 2018 geleitet hatte.
Pan steht vor keiner leichten Aufgabe: Er muss die Abwertung der Landeswährung Yuan stoppen, ebenso die Krise am Immobilienmarkt. Auch die gestiegene Deflationsgefahr sowie die enorme Verschuldung viele Regionen gelten als Risiken für die nach den USA zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. «Unser Finanzsystem ist vielen internen und externen Belastungen ausgesetzt», sagte der Co-Dekan des China Capital Market Research Institute an der Renmin-Universität, Zhao Xijun. «Pan verfügt über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit solchen Herausforderungen.»
Pan spielte eine Schlüsselrolle bei der Umstrukturierung und beim Börsengang der staatlichen Industrial and Commercial Bank of China und der Agricultural Bank of China, bevor er 2012 stellvertretender Gouverneur der Zentralbank wurde. Seit 2016 war er auch Chef der Devisenaufsicht, die die weltweit grössten Devisenreserven von rund 3,2 Billionen US-Dollar (2,78 Billionen Franken) verwaltet. Pan vertritt eine harte Haltung gegen Währungsspekulanten und ist für ein Verbot von Kryptowährungen.
«Pan wird mehr Wert auf Risikoprävention legen, da er von Geschäftsbanken kommt und sich früher mit Risiken befasste», sagte Xu Hongcai von der staatlich unterstützten China Association of Policy Science. «Er wird der Stabilität des Yuan mehr Aufmerksamkeit schenken.» Die chinesische Zentralbank steht auch vor der Aufgabe, bei der Stabilisierung der Konjunktur mitzuhelfen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. Zudem liegt die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch.
Chinas Politbüro versprach erst am Montag Unterstützung für die Wirtschaft inmitten einer «schwierigen» Erholung von der Pandemie. Es forderten dabei eine «umsichtige» Geldpolitik und eine stabile Währung.
(reuters/spi)