Die Zinswende hinterlässt zunehmend Spuren am Immobilienmarkt. So hat sich der Preisanstieg für Eigenheime im Kanton Zürich im vergangenen Jahr stark verlangsamt.

Das jährliche Preiswachstum sei 2022 in allen Regionen des bevölkerungsstärksten Kantons auf rund die Hälfte des rekordhohen Wachstums Anfang des Jahres gefallen, schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in der jüngsten Ausgabe ihres Immobilienbarometers für das 4. Quartal 2022. Mit einem Jahreswachstum von +5,7 Prozent bleibe der Anstieg aber noch immer beachtlich.

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Region «See» mit stärkstem Preiswachstum

Am stärksten sei das Preiswachstum nach wie vor in der Region «See», zu der die teuren Gemeinden um den Zürichsee inklusive der Stadt gehören. Dagegen seien in der Region «Regio», die das preisliche Mittelfeld im Kanton abbilde, die Eigenheimpreise im Vergleich zum Vorquartal nun bereits das zweite Mal in Folge leicht gesunken.

Die steigenden Hypothekarzinsen hätten damit einen dämpfenden Effekt auf die Wohneigentumsnachfrage. Die ZKB erwartet aber dennoch einen stabilen Eigenheimmarkt, allerdings mit einem stark gebremsten Preiswachstum.

Zuwanderung steigert Nachfrage nach Mietwohnungen

Anders bei den Mietwohnungen. Die anhaltend hohe Nettozuwanderung steigere die Nachfrage. Der Anstieg der Angebotsmieten dürfte zudem noch dadurch verstärkt werden, dass die Leerstände und die Bautätigkeit zurückgehen. Denn die Anzahl bewilligter Mietwohnungen hat seit der Hochkonjunktur im Wohnungsbau 2018 in der Schweiz sowie im Kanton Zürich um rund ein Viertel abgenommen. Dies sei eine Reaktion auf die damals steigenden Mietwohnungsleerstände in ländlicheren Regionen.

Zudem schreite die Verdichtung in den Städten nicht wie raumplanerisch erwünscht voran. Dazu verzögerten hohe Landpreise, Widerstand aus der Bevölkerung und eine rigide Umsetzung der Lärmvorschriften manches Bauvorhaben, schreibt die ZKB weiter.

Aber auch bestehende Mieter blieben vor höheren Wohnkosten nicht verschont. Der Referenzzinssatz werde 2023 steigen und mit ihm die Bestandesmieten.

«Unterländer» ziehen in den Kanton Graubünden

Abgesehen davon ziehe es zunehmend «Unterländer» in den Ferienkanton Graubünden, schreibt die Bank. Als Feriendestination habe Graubünden punkto Beliebtheit die Sonnenstuben Wallis und Tessin abgehängt und zwar nicht mehr bei Zweitwohnungen sondern im mehr auch in Erstwohnungen. Inzwischen dämpfen zwar die höheren Hypothekarzinsen die Nachfrage auch hier leicht, doch die Zugriffszahlen auf Verkaufsinserate deuten nach wie vor auf reges Interesse an Bündner Ferienwohnungen hin.

Dank der vermehrt ortsunabhängigen Arbeit sei es auch eher möglich, den Hauptwohnsitz in die Berge zu verlegen. Auch für baldige Pensionäre könne dies interessant sein, da im Kanton Graubünden Kapitalbezüge bei hohen Vorsorgeguthaben einen steuerlichen Vorteil bieten. Damit dürften die demografische Entwicklung und der verstärkte Trend zu Home-Office die Preise für Erstwohnungen im Kanton Graubünden weiter befeuern.

(awp/gku)