Mehrheitlich erntete die Landesregierung von den Medien Verständnis für die getroffenen Verschärfungen. Verbreitet herrschte aber auch Skepsis, ob insbesondere die beschlossene 2G-Regel mit dem Zutritt zu Restaurants und Freizeiteinrichtungen nur für Geimpfte und Genesene sowie die Homeoffice-Pflicht ausreichten, um eine Überlastung der Spitäler zu verhindern.
"Letzte Chance vor dem Lockdown" mahnte der "Blick". Die Zeitung schlug für den Notfall gleich selber neue Triage-Regeln in den Spitälern vor: "Wenn auf Intensivstationen die Betten knapp werden, sollten Geimpfte Vorrang haben. Die Ungeimpften müssen dieses Risiko ertragen - oder umdenken."
«Bundesrat sind wir»
Angesichts der ausweglosen Situation seien die Massnahmen vernünftig, kommentierte die «Schweiz am Wochenende÷. Der Nachteil von 2G lasse sich zwar "nicht schönreden". Die Regel grenze Ungeimpfte vom gesellschaftlichen Leben aus. Doch er lasse sich gut begründen, schliesslich befinde man sich in der grössten Gesundheitskrise seit hundert Jahren. Da müsse jede Person die Konsequenzen ihres Entscheids tragen. 2G sollte letztlich einen Shutdown verhindern.
Die "Tribune de Genève" gab zu bedenken, auch wenn diese "Schocktherapie" notwendig sei, "um die fünfte Welle zu brechen und eine Gesundheitskatastrophe zu verhindern", riskiere der Bundesrat damit "eine weitere Radikalisierung der Impfgegner". Und "La Liberté" bedauerte ein Weihnachtsfest "unter traurigen Vorzeichen", vor allem weil das Thema Corona manche Familien «zerreisse».
Der "Tages-Anzeiger" rechnete es dem Bundesrat hoch an, dass er weder vor den "Corona-Kassandras" noch vor den "Massnahmengegnern" je kapituliert habe. "Immer wählte der Bundesrat den schwankenden Mittelweg, auch wenn er dafür nie sofort Blumen erhielt." Nach 20 Monaten Corona könne sich der Bundesrat zurückhalten, "damit wir alle wieder mehr Verantwortung übernehmen". "Der Bundesrat sind wir. Richten wir uns danach."
Der "Walliser Bote" hält "Vorsicht" für das "Gebot der Stunde" und sah "die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit" gefordert, die Ansteckungen möglichst tief zu halten. "Ob es uns passt oder nicht." Der Bundesrat habe "nach dem Prinzip Hoffnung" entschieden und auf noch einschneidendere Massnahmen verzichtet.
"Faktisches Impfobligatorium" für Junge
Das Schweizer Radio und Fernsehen SRF (srf.ch) äusserte sich skeptisch. "Die Massnahmen allein dürften kaum reichen." Der Sender sah die Kantone gefordert: "Einerseits müssen die Kantone die Impfkapazitäten schnell hochfahren, damit die Verbreitung der Omikron-Variante gebremst werden kann und Impfwillige nicht wochenlang auf ihren Termin warten. Gleichzeitig müssen sie schnellstmöglich die Verschiebung von Wahleingriffen verfügen."
Die «Neue Zürcher Zeitung» dagegen übte deutliche Kritik an der jüngsten Corona-Politik des Bundesrats. "Die Regierung hat den Faden verloren." Die Entscheide bedeuteten einen "weiteren Dämpfer für die Gastronomie" und für die Jungen "ein faktisches Impfobligatorium". Die Spitäler seien offensichtlich nicht bereit für eine erneute Welle. "Statt 2G gegen die Ungeimpften wären schon längst die 3B angesagt gewesen: boostern, boostern, boostern – für alle, die das möchten."