Francois-Henry Bennahmias, Chef der Luxusuhren-Marke Audemars Piguet aus Le Brassus, ist ein Mann, der gerne ungewöhnliche Wege geht. Unmittelbar nach dem Genfer Uhrensalon im Januar dieses Jahres kündigte er an, dass AP ein Netz von 10 bis 20 Boutiquen aufbauen wolle, in denen nur Secondhand-Uhren verkauft werden, selbstverständlich revidiert und zertifiziert.

Bennahmias war damit einer der ersten Manager eines namhaften Uhrenherstellers aus der Haute Horlogerie, der ein Bekenntnis zum Secondhand-Markt abgegeben hatte.

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AP verabschiedet sich von den Händlern

Nun geht er noch einen Schritt weiter: «In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir ein vollständig integriertes Detailhandels-Netzwerk etabliert haben», sagte Bennahmias gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters». Im Klartext: AP-Uhren sollen demnächst nur noch von AP selbst verkauft werden. Mehrmarken-Detailhändler sollen komplett aus dem Vertriebsnetz gekippt werden. Der Schritt trifft auch grosse Detailhändler wie Europas grössten Uhrenhändler Bucherer.

Für Thomas Lang, E-Commerce-Experte bei der Beratungsfirma Carpathia, macht Bennahmias Entscheidung aus Sicht der Marke Sinn: «Marken setzen auch im Luxusbereich auf Direct-to-Comsumer.» Das sei eine Folge der Digitalisierung. «Es braucht je länger, je mehr viele Zwischenstufen – Grosshandel, Detailhandel – nicht mehr. Und die Marken wollen den direkten Kontakt zu den Kunden wiedererlangen – und kontrollieren.» Damit werde es für den klassischen Detailhandel, solange er keine Alternativen bieten könne, immer enger, so Lang.

Der Entscheid von AP hat Gewicht. Denn das unabhängige Familienunternehmen Audemars Piguet ist kein KMU, sondern wohl schon dieses Jahr ein Milliardenkonzern – und damit eine Ausnahmeerscheinung in der Schweizer Uhrenindustrie.

Im Club der Milliardäre

«Seit Anfang Jahr haben wir ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielt. Wir haben im vergangenen Jahr bereits fast eine Milliarde Schweizer Franken Umsatz erzielt, wir werden sie dieses Jahr leicht übertreffen», so Bennahmias. Der Firmenchef bestätigt damit, was in der Branche bereits seit längerem vermutet wird.

Bislang gehören nur sieben Schweizer Uhrenmarken zum erlauchten Club der Milliardäre: Rolex, Omega, Cartier, Longines, Tissot, Patek Philippe und TAG Heuer. Bei allen liegen die Umsätze jenseits der Grenz von 1 Milliarden Franken. Wobei Rolex mit einem geschätzten Umsatz von gut 5 Milliarden Franken die Verfolger Omega und Cartier weit hinter sich lässt.

(Mit Material von Reuters)