Antonio Calce, CEO der Uhrenmarke Girard-Perregaux, hat seine Skepsis überwunden: «Ich sehe es an mir selber», sagte er am Genfer Uhrensalon gegenüber der BILANZ, «ich kaufe meine Kleider nur noch online.»
Generell, so ist Calce überzeugt, würden sich die Einkaufsgewohnheiten massiv verändern. Wer glaube, die Leute fänden es cool, in einer Boutique mit einem Glas Champagner begrüsst zu werden, irre gewaltig: «Käufer von Luxusuhren können sich den besten Champagner selber leisten.» Aber sie wollten bequem einkaufen – manchmal eben online. Girard-Perregaux werde deshalb energisch ein Angebot aufgleisen.
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Antonio Calce

Antonio Calce: Der CEO von Girard-Perregaux will den Online-Kanal seiner Marke massiv forcieren.

Quelle: ZVG

Richemont baut digital weiter aus

Mit einem Paukenschlag schlug eben die Richemont-Gruppe, die Luxusmarken wie Cartier, IWC, Panerai, Jaeger-LeCoultre und viele andere unter einem Dach vereint, in die gleiche Kerbe: Richemont plant, die Online-Verkaufsplattform Yoox Net-A-Porter ganz zu übernehmen. Die Gruppe bietet 38 Euro pro Stammaktie, der Gegenwert der Transaktion beläuft sich mithin auf 2,6 Milliarden Euro.
 
Der digitale Kanal, kommentierte Konzernlenker Johann Rupert den Schritt, werde «von entscheidender Bedeutung sein, wenn es darum geht, direkt auf Kundenbedürfnisse einzugehen».

E-Commerce als neuer Königsweg zum Kunden

Ähnlich hatte es am Genfer Uhrensalon fast überall geklungen. E-Commerce gilt der Branche als neuer Königsweg zum Kunden: «Unsere Aufgabe ist es, dort und dann am Markt vertreten zu sein, wo und wann der Kunde nach IWC-Produkten sucht», betont IWC-CEO Christoph Grainger-Herr. Das sei «eine Frage der Agilität». Online sei die Marke in den USA gut vertreten. Aber auch in Ländern wie Grossbritannien, Australien oder Deutschland entwickle sich der Verkauf von Uhren übers Internet gut. Spätestens im Oktober sollen IWC-Uhren neu in China offiziell im Netz verkauft werden.
Christoph Grainger-Herr

Christoph Grainger-Herr: Der IWC-Chef verkauft seine Uhren ab Oktober auch in China übers Netz.

Quelle: Gisela Schober / Getty Images
Erst vor wenigen Tagen kündigte auch die kleine Bieler Marke Eberhard eine Partnerschaft mit JD.com an. JD.com ist ein Online-Riese in China, von dem sich Eberhard neuen Schub in Asien verspricht. Das tut auch die Schaffhauser Marke H. Moser & Cie., die sich ebenfalls JD.com in die Arme geworfen hat. «JD.com hat das beste Team und ist Chinas E-Commerce-Leader», sagt CEO Edouard Meylan. «Wir sind Unternehmer, und wir lieben Unternehmen, die traditionelle Businessmodelle herausfordern.»
Edouard Meylan

Edouard Meylan: Der CEO von H. Moser & Cie. setzt auf das Knowhow des chinesischen Online-Riesen JD.com.

Quelle: ZVG

Bucherer eröffnete elektronischen Shop

Alles rennt ins Netz: Vor wenigen Wochen hatte Bucherer, grösster Uhren- und Schmuckhändler Europas, einen Coup gelandet. Ohne grosses Tamtam eröffneten die Luzerner ihren elektronischen Shop. Dort findet man Produkte von 26 führenden Marken, ein Online-Portfolio, wie es sonst kaum jemand anbieten kann.
 
Auch Gübelin lanciert einen Online-Shop für Luxusuhren. Und Omega ist schon länger mit von der Partie: Einkaufen auf Klick können Kunden der renommierten Swatch-Group-Marke direkt in der konzerneigenen E-Commerce-Boutique. Der historische Distributionsschritt ist vorläufig auf die USA als Online-Pioniermarkt beschränkt. Es ist aber zu erwarten, dass schon in naher Zukunft weitere Länder folgen werden.

Gegenseitige Stimulation

Stirbt die traditionelle Uhrenboutique aus? Er habe, sagte der CEO einer Uhrenmarke im Umfeld des Genfer Uhrensalons, eben sein neues Auto online eingekauft, alles angeschaut, Optionen gewählt und konfiguriert. Kurz vor dem Abschluss aber sei er zum Händler seines Vertrauens gegangen: «Zum Glück. Die Beratung war super. Ich kaufte bei ihm.» E-Commerce kann mitunter die traditionelle Distribution stimulieren. Und umgekehrt.