Der verstorbene Papst Franziskus galt als grosser Kritiker des Kapitalismus – und setzte sich deshalb für mehr Transparenz in der Wirtschaft und bei Finanzen ein. Dabei machte er auch vor dem Heiligen Stuhl nicht halt.
Teilweise hatte Franziskus mit seinen Bestrebungen Erfolg. Mit einem neuen Gesetz schuf der verstorbene Papst zentrale Aufsichtsinstanzen. So entmachtete er Kardinäle und brachte mehr Fachkompetenz rein. Eine zentrale Finanzverwaltung scheint es nicht zu geben. Das Wirtschaftssekretariat kontrolliert die verschiedenen Instanzen des Heiligen Stuhls.
Dabei muss man zwischen dem Vatikanstaat und dem Heiligen Stuhl unterscheiden. Zweiterer ist die zentrale Regierungsinstanz der katholischen Kirche weltweit und hat den Staat Vatikan 1929 mit Italien gegründet. Dann geht es mit der Geheimniskrämerei los.
Museumseintritte und Immobilien
Der Heilige Stuhl hält sich bezüglich seiner Finanzen bedeckt. Er generiert 42 Prozent seiner Einnahmen selbst, heisst es im spärlichen Finanzbericht von 2023. Dabei verdient der Vatikan unter anderem an Museumseintritten. Die vatikanischen Museen zählten 2023 über 6,7 Millionen Besucher bei einem Ticketpreis von 20 Euro.
101,7 Millionen Euro – also die Hälfte der selbstgenerierten Einnahmen – verdient der Heilige Stuhl mit seinen Immobilien. Für die über 5000 Liegenschaften und etlichen Wertpapiere ist die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Apsa) zuständig, die 2023 einen Gewinn von 45,9 Millionen Euro einfuhr. Was die Immobilien am Markt wert sind, ist jedoch nirgends festgehalten. Doch es dürften Milliarden sein: 4249 Immobilien verwaltet Apsa allein in Italien, wobei sich fast alle in der Provinz Rom befinden – oft in zentraler Nähe des Vatikans.
2023 vermietete der Heilige Stuhl einen Fünftel der Immobilien zu freien Marktpreisen. 10 Prozent waren subventioniert, die Übrigen generierten gar keine Mieten, schreibt das Portal vaticannews.va. Doch das Potenzial für Mieteinnahmen ist da: Das kostenlose Wohnen für Mitarbeitende wurde im März 2023 gestrichen.
Der Heilige Stuhl sitzt auf einem Milliardenvermögen, falls er die Liegenschaften verkaufen würde. 2017 schätzten Experten das Gesamtvermögen des Vatikans auf 12 Milliarden Euro. Mittlerweile dürfte es mehr sein. Neue Zahlen sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Im Ausland – wie unter anderem in London, Paris, aber auch in Genf und Lausanne – hat der Heilige Stuhl nochmals 1200 Immobilien. Ihr Wert: ebenfalls ein Geheimnis.
Immer weniger Spenden
Fast die Hälfte der Einnahmen des Heiligen Stuhls stammt von Spenden – doch diese sinken seit Jahren. Lange galten die USA und Deutschland als grosse Geldgeber: Beide Länder zeigen sich gegenüber der Kirche aber immer weniger grosszügig. Die Schweiz gibt gemäss der römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) ausser dem Peterspfennig – eine weltweite Spendensammlung für den Papst – keine Gelder an Rom weiter.
Unter dem Strich hat der Heilige Stuhl 2023 deshalb ein Verlust von 51,2 Millionen Euro eingefahren. Das ist jedoch zum Grossteil auf die beiden Spitäler zurückzuführen: Ohne diese resultiert ein Verlust von 8,8 Millionen Euro.
Dabei hat der Vatikanstaat mit der Istituto per le Opere di Religione (IOR) eine eigene Bank. Diese fuhr gemäss Jahresbericht 2023 einen Gewinn von 30,6 Millionen Euro ein und verwaltet insgesamt 5,4 Milliarden an Kundenvermögen. Damit hat sich die Bank seit 2017 stabil gehalten.
Obwohl es Franziskus gelungen ist, mehr Kontrolle und Kompetenz in das Finanz-Dickicht des Heiligen Stuhls zu bringen, kann von Transparenz noch nicht die Rede sein – vor allem bei den Immobilien. Ob es jemals so weit kommt, ist vom neuen Papst abhängig.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Die mysteriösen Staatsvermögen des Vatikans».